Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Fritz Sahli

Beachtliche Gewächse aus Bonvillars VD
Die Waadtländer AOC-Weingebiete sind in sechs Zonen eingeteilt. Dabei werden im Lavaux die Dézaley- und Calamin-Rebberge (Grands Crus) noch besonders hervorgehoben und als Unterzonen aufgelistet. - Die Weine aus der Waadtländer AOC-Region Bonvillars gehören nicht zu den bekanntesten Provenienzen des zweitgrössten Rebbau-Kantons der Schweiz. Dafür zu den guten Gewächsen mit einem beachtlichen Preis-Leistungsverhältnis.

Zu Preisen von knapp unter 10 Franken werden dort Weisse gekeltert, die echten Trinkgenuss bieten. Und die in Barrique ausbauten Weine, die schon verschiedentlich ausgezeichnet wurden, stehen für 22 Franken im Verkauf. Der auch Weinkenner ansprechende Barrique-Pinot Noir aus dem -Petit Bourginion- in beachtlicher Qualität sogar für nur 18 Franken! – Das und natürlich noch vielmehr erfuhren die am -Abend mit Winzer- teilnehmenden Mitglieder der Berner Weinfreunde am 24. April in der –Schmiedstube-. Aus sprachlichen Gründen entsandten die Bonvillars-Genossenschafter jedoch nicht einen ihrer Winzer nach Bern.

2019 Bonvillars Referent Tinguely2019 Bonvillars Referent TinguelySie liessen sich von Weinjournalist und Buchautor Gabriel Tinguely (Bild; siehe www.weinlandschweiz.ch) vertreten. - Präsident Dan Sennhauser konnte zu diesem Anlass über 40 interessierte Bernerinnen und Berner begrüssen. - Der Referent stellte ihnen die Region und ihre Weine kompetent und unterhaltsam vor. Dabei gab es viel Wissenswertes zur Geschichte der Cave des Viticulteurs de Bonvillars CVB zu erfahren. Für alle, die diesen herrlichen Weinabend verpassten, fasse ich hier das Wichtigste zu Bonvillars zusammen und gebe dazu gerne auch noch einige persönliche Eindrücke zum Gebiet weiter, das ich selber nun auch schon über 50 Jahre kenne.

Die Rebfläche der Region Bonvillars
wird mit 194 ha angegeben. Dabei gibt es dort neben dem Cave de Bonvillars fast in jedem Dorf noch selbsteinkellernde Vignerons-Encaveur. - Das Gebiet, das man früher als -Nord du Canton- kannte, umfasst die Rebberge in den Gemeinden (alphabetisch) Bonvillars, Champagne, Concise, Corcelles, Grandson, Fiez, Montagny, Onnens und Valeyres-sous-Montagny. Sie liegen auf 450 -  500 m müM zwischen Neuenburgersee und Hanglagen am Fusse des Juras. Der Boden aus verschiedenen Gesteinen eignet sich ideal zum Reben-Anbau. International bestens bekannt ist der Ort Champagne: Die Champagner Organisation aus Reims F hat der kleinen Waadtländer Gemeinde via EU verbieten lassen, den Ortsnamen auf Weinflaschen wiederzugeben. Dabei würde es wohl niemandem einfallen, die Weine aus Champagne VD mit den grossen Champagner Gewächsen aus Frankreich zu vergleichen. Deshalb, aber sicher auch ein wenig zum Trotz, wird z.B. der Chasselas aus der Gemeinde Champagne heute von der Bonvillars Kellerei als „C-ampange“ vermarktet. – Die Kellerei wurde 1943 gegründet und feierte letztes Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Dabei zeigt ihre Geschichte, dass die einstmals unbedeutende und danach stetig wachsende Genossenschaft jahrelang um ihre Existenz kämpfen musste. Seit 2005 steht die Kellerei wieder auf solidem Fundament und kann dank der zunehmend guten Qualität ihrer Weine mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Sie wird aktuell von Präsident Daniel Taillefert, Fiez, geführt und von 91 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern getragen. Als Direktorin steht der CVB Sylvie Mayland vor und Kellermeister Olivier Robert  sorgt dafür, dass man heute in Bonvillars Weine erstehen kann, die – wie gesagt – einem guten Preis-Leistungsverhältnis entsprechen und manche Weinliebhaberinnen und –Liebhaber überraschen. – Ein wichtiger Mann ist aber auch der Leiter der Vinothek, Christophe Arnaud, der mit seinem Team die Besucherinnen und Besucher zum Degustieren der Bonvillars Weine einlädt und ihnen bei der Weinauswahl beratend zur Seite steht. Dabei wird das Team oft ebenfalls von Winzerinnen und Winzern unterstützt, so dass man hier zusätzlich vom Wissen erfahrener Leute profitieren kann.

Die Rebsorten von Bonvillars
Der Chasselas ist auch hier die mit 35 Prozent am meisten angebaute Weisswein-Sorte. Bei den Roten steht der Pinot Noir mit 28 und der Gamay mit 15 Prozent an der Spitze. Am Aufholen sind der Garanoir (7) sowie der Gamaret mit 5 Prozent. – Die Spezialitäten machen 10 Prozent aus und betreffen die Sorten Chardonnay, Pinot Gris, Pinot Blanc plus Galotta, Merlot und Cabaret. Bei letzterer handelt es sich um eine Neuzüchtung aus Cabernet Jura und einer unbekannten Sorte, die noch auf ihren definitiven Namen und deshalb auch ihre AOC-Anerkennung wartet.

Die Kellerei bietet seit einigen Jahren auch die Weine der Domaine du Terraillex (Premier Côteaux de Concise) an. Insgesamt stehen rund 30 Weine in Flaschenqualität im Angebot. Dabei sind zahlreiche Provenienzen in der gleichen Qualität auch im Halbliter zu haben. Mit dem weissen „Corpus“ und einem Gamaret werden sogar zwei Passerillé angeboten und auch die Liebhaber von Schaumweinen, den es hier in zwei Qualitäten gibt, kommen auf ihre Rechnung. Sieben Sorten des Sortiments werden in Barrique ausgebaut und vier Weine (darunter mit „3-cépage“ ein Weisswein) stehen als Assemblagen im Angebot. - Auch wers gern einfach hat, wird übrigens in Bonvillars mit Weinen in Offenqualität gut bedient.

Die bestens gelungene Degustation
Zum Empfang konnte der Bonvillars Brut (Méthode traditionelle, (ohne Jahrgang/12.8 Vol-%/ Fr. 22.00) genossen werden. Die Kelterung des Grundweins des überraschend feinen, erfrischenden und leicht mineralischen Schaumweins (60 Prozent Pinot Noir und 40 Chardonnay) geschieht in Bonvillars. Der erfolgreiche Ausbau zum beliebten Mousseux erfolgt dann in der Kellerei von Daniel et Valérie Marendaz in Mathod (Cave de la Combe/Côtes de l’Orbe). – Der erste Weisswein, ein Chasselas-Grand Cru mit dem Handelsnamen L’Arquebuse aus ausgewählten Rebbergen des Gebietes, gefiel durch seine feine Aromatik und Frische (2018/12.2/Fr. 9.50) und passte ausgezeichnet zum Start der Verkostung. Ihm folgte der Grand Cru Les Nonnes (2017/12.2/9.50) in der 70 cl-Waadtländer Flasche. Ausgewählt aus den etwas höheren Hanglagen zeigte sich dieser typische Chasselas schön ausgereift von seiner besten Seite und hält einen Vergleich mit Weinen aus anderen Regionen füglich aus. Danach ging man zu den Spezialitäten über: Der 2017-er Pinot Gris (14.3/14.00) präsentierte sich kräftig und überzeugte mit feinen Fruchtnoten, aber auch durch seinen Charakter. Persönlich würde ich zum Abgang anstelle der etwas herben, trockenen Noten allerdings eher ein Hauch Süsse bevorzugen. Der folgende Chardonnay (2017/13.8/14.00) kann rundum als toller Wein dieser Sorte beschrieben werden: Frucht, Mineralität, Säure und Alkoholgehalt ergänzen sich präzise zu einem bestens mundenden Gewächs. Jüngeren Leuten gefiel dann allerdings der 12 Monate in Barrique ausgebaute Chardonnay 2016 (13.2/18.00) noch besser. Wer den vorangehenden Wein sehr gut gefunden hat, kam aber doch zum Schluss, dass der Barrique-Ton den feinen Wein doch etwas zu sehr überdeckt. - Alles ist ja aber immer eine Sache der persönlichen Vorliebe.

Die Verkostung der Rotweine begann mit einem Gamay Coeur de Presse 2017 (13.8/10.00), der zeigte, dass sich die Sorte in der Region Bonvillars wohlfühlt und vorzügliche Gamays entstehen, die zu den besseren des Kantons zu zählen sind. Noch dunkler (schwarz-rot), ründer, weicher und mit vorzüglicher Frucht präsentierte sich dann der Garanoir (2017/13.5/13.00). Für alle, die dunkle, kräftige Weine mit Eleganz lieben, ein echter Aufsteller.- Anschliessend standen zwei Pinots im Vergleich: Zuerst der im Stahltank ausgebaute Pinot Noir Vin des Croisés (ein alteingebürgerter Handelsname, 2017, 13.8/13.00). Der vorzügliche Tropfen der roten Bonvillars-Hauptsorte darf füglich als äusserst gelungener Paradewein der Region qualifiziert werden. Seine Saftigkeit, die nicht zu helle Farbe, die feinen Fruchtnoten und Aromen ergeben einen Wein, den man, wenn man Pinots liebt, einfach gern haben muss. Der Barrique-Pinot Noir (2016/13.2/18.00) erwies sich dann als perfekte Fortsetzung des im Stahltank ausgebauten Weins. Hier stützt das Holz die feinen Fruchtnoten und die Aromatik ausgeglichen ab und ergibt einen Wein, der bei einfachen und bei anspruchsvollen Gerichten der ideale Begleiter sein kann.

Ein Sehr Gut für die Gourmand-Linie:
2019 Bonvillars Fl Ansicht2019 Bonvillars Fl Ansicht2019 Bonvillars Fl Ansicht2019 Bonvillars Fl AnsichtEin Sehr Gut gebührt dann auch allen andern in Barrique ausgebauten Rotweinen, die als Gourmand-Linie einer langen Cuvage (Gärung) unterzogen werden und 12 Monate im Eichenholz reifen: Als erstes wurde ein Gamaret (2016/13.2/22.00) serviert, bei dem das dunkle Purpur-Rot stimmt und die typischen Pfeffer- und anderen Gewürznoten das Tüpfchen auf dem i bedeuten. – Mit dem Merlot 2016 (13.2/22.00) wurde den Bernern sogar ein Gewächs präsentiert, das 2018 von Terravin mit dem Lauriers de Plantine ausgezeichnet wurde. Obwohl vom Boden und der Lage her nicht direkt mit einem hochstehenden Tessiner Merlot vergleichbar, ist hier doch zu vermerken, dass diesem wunderbaren rubin-roten Bonvillars Wein in allen Teilen (Nase, Gaumen, Abgang und nachhaltiger Eindruck) eine hervorragende Benotung zukommt. Und wer in dieser Kellerei schon andere Merlot-Jahrgänge verkostet hat, weiss, dass die ausgezeichnete Benotung des 2016-ers kein Zufallsresultat ist. Mit dem Galotta 2015 (Gamay-Ancelotta-Züchtung, 13.8/22.00) wurde eine neue Sorte präsentiert, die in Bonvillars schon einige Jahre im Anbau steht. Der farbintensive Tropfen mit prägnanten Gewürznoten und sogar einem Hauch Kakao-Bohnen bildete einen ganz besonderen Schlusspunkt der Verkostung, die allerdings damit noch nicht ganz abgeschlossen war: Zum schmackhaften Waadtländer-Steak-Teller aus der Schmiedestube-Küche wurde mit der 60 zu 40 Prozent Assemblage von Gamaret-Garanoir (2017/13.5/14.00) nochmals ein im Stahltank ausgebauter Wein präsentiert, der mit kräftiger Farbe aufwartete, an Frucht und Würzigkeit nichts zu wünschen übrig liess und zudem mit einem samtigen, ausgeglichenen Finish viel Trinkfreude bereitete.

Die Berner Weinfreundinnen und –freunde erlebten mit Gabriel Tinquely einen interessanten, lehrreichen Bonvillars-Abend und bekamen auf alle Fragen kompetente Antworten. Sie erhielten dabei einen willkommenen Über- und Einblick zu einem Waadtländer Weinbaugebiet, das bei uns eigentlich zu wenig bekannt ist. – Und am Schluss wurde der Referent mit anhaltendem Applaus verabschiedet!

In der Vinothek von Bonvillars (024 436 04 36) empfängt man Besucherinnen und Besucher täglich von 8 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 18 Uhr (Montag bis Mittwoch), am Donnerstag und Freitag bis 18.30 sowie am Samstag von 9 bis 12.30 Uhr.

Übrigens: Wer nicht selber nach Bonvillars fahren kann, ist eingeladen, sich mit unserem Mitglied, Eveline Sahli, Köniztal, 031 691 30 73 oder 079 270 11 18,  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., in Verbindung zu setzen. - Sie fährt ab und zu nach Bonvillars und liefert Ihnen die pdfbestellten Weine gerne direkt nach Hause.