Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Ausflug nach Südamerika 

Bericht von Fritz Sahli

Zum Argentinien-Abend im Januar konnte die Präsidentin der Berner Weinfreunde, Suzanne Hauswirth, über 70 Personen begrüssen. Als versierter Fachmann stellte Sommelier Martin Helfer vom Casa de Vinos Argentinos in Bern das Land und die Weine vor. Er hat Argentinien bereist und wusste darüber viel Interessantes zu erzählen. Wer über ihn und sein eigenes Teilzeit-Weinunternehmen „Weinkultur“ mehr wissen möchte, erfährt das hier...

Grösstes Weinland Südamerikas
Wie Martin Helfer, untermalt von schönen Bildern ab Buenos Aires und Mendoza (Weinhauptstadt des Landes) sowie verschiedenen Weinregionen Argentiniens, zu berichten wusste, umfasst das Land eine Fläche von 2.78 Millionen Quadratkilometern (Schweiz rund 42). Es hebt sich gegen Westen durch die Anden, der längsten kontinentalen Gebirgskette der Welt, gegen Chile ab. Im Norden grenzt es an Bolivien und Paraguay sowie im Nord-Osten an Brasilien und Uruguay. Das achtgrösste Land der Erde wird von über 40 Millionen Leuten bewohnt.
Mit einer Anbaufläche von 218‘000 ha ist Argentinien nach den USA (über 407‘000) das grösste Weinland des amerikanischen Kontinents (Zahlen 2011/OIV). Chile folgt mit einer Anbaufläche von 200‘000 ha. Auch bei der Ernte-Menge ist Argentinien mit über 15.4 Millionen hl dem schmalen, langgezogenen Land auf der andern Seite der Anden etwas voraus (Chile: 10.4 Mio hl). In beiden südamerikanischen Ländern gäbe es annähernd keinen Wein, wenn nicht umfassend bewässert werden könnte. Obwohl es dort ebenfalls die dosierbare Tropf- und die bekannte Reihenbewässerung gibt, existieren Flächen, wo die Reben sogar noch durch Überflutung am Gedeihen gehalten werden

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- Wie schon in der Einladung zum Abend festgehalten wurde und literarisch belegt ist, lassen sich die Anfänge des argentinischen Weinbaus bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Als erster hat ein Jesuitenpater und später haben die Seefahrer und Eroberer des Landes die europäischen Reben dorthin gebracht. Die zehn Weinregionen konzentrieren sich fast ausschliesslich auf die schmalen meist wüstenähnlichen, also sehr trockenen Streifen entlang der Anden und reichen in Salta bis fast auf eine Höhe von gegen 3000 m.ü.M in die Berge hinauf. Die kühlen Nächte in der Höhe bringen fruchtbetonte Weine hervor.
Salta, La Rioja, San Juan, Mendoza (grösstes und bekanntestes Gebiet), sowie Rio Negro sind die wichtigsten der zehn Weinbauregionen. Sie liegen, wie die Weinberge in Südafrika, Chile, Australien und Neuseeland, im südlichen Rebbau-Gürtel der Erde. In Argentinien hat die Reblaus in den oft sandhaltigen Böden und durch die intensive Bewässerung keine grossen Chancen zum Überleben. Die Reben werden deshalb meist wurzelecht gepflanzt und sind übrigens oft überdurchschnittlich alt. - Die Erntezeit liegt hier je nach Region im Februar, März und Anfang April, wo es in diesen Monaten nach und nach Herbst wird.

Die wichtigsten Rebsorten
Bei den weissen Sorten stehen (Quelle: Weinlexikon) die Pedro Ximenéz (nicht mit der spanischen Sorte verwandt), der Muscat of Alexandria und der Torrontés an der Spitze. Zu den wichtigen gehören (alphabetisch) aber auch Chardonnay, Chenin und Sauvignon Blanc, Gewürztraminer, Sémillon, Ugni Blanc, Pinot Blanc, Riesling und Viognier. Daneben gibt es hier viele für Europa unbedeutende Sorten. Als Besonderheit werden eine ganze Reihe von rosafarbenen Rebsorten geführt (z.B. Criolla und Cereza). - Bei den roten Sorten steht der Malbec (Herkunft Frankreich) an der Spitze.

Sie hat hier eine neue Heimat gefunden und ergibt Weine, die zweifellos mit den grossen dieser Welt mithalten können, nachdem Argentiniens Weinwirtschaft vor 20 bis 25 Jahren zunehmend auf Qualität zu setzen begann. Dabei gibts (für die Einheimischen) nach wie vor Unmengen von Billigweinen, die man z.B. aus der Bonarda produziert. Neben Malbec werden (alphabetisch) folgende roten Sorten als wichtig eingestuft: Barbera, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Pinot Noir, Sangiovese, Syrah (Balsamino) und Tempranillo. - Obwohl neuere Zahl fehlen, kann davon ausgegangen werden, dass Argentiniens Weingärten mit etwas mehr als 100‘000 Hektaren roten, gegen 60‘000 weissen und der Rest mit hellroten Rebsorten bepflanzt sind.

Fachmännisch kommentierte Degustation
Vorab ist zur Degustation zu vermerken, dass die interessanten Weine vom Vorstands-Frauenteam, Suzanne und Marianne, und nicht vom Casa de Vinos Argentinos selber ausgesucht wurden. - Sommelier Martin Helfer stellte die in jpgvier Serien kredenzten Weine fachmännisch vor und hatte auch dazu einige eindrückliche Bilder aus den Regionen parat. Wichtig war für ihn darauf hinzuweisen, dass nicht jede Sorte mit den gleichen Gewächsen aus Europa (z.B. Syrah und Merlot) telquel verglichen werden kann, da in Südamerika ganz andere Bodenverhältnisse herrschen. - Aus der Sicht der Anwesenden gefiel in der ersten Serie der Torrontés am besten, gefolgt vom ansprechenden Viognier. Der schon etwas reife und mit 14.5 Vol-% doch etwas zu hoch dosierte Sauvignon Blanc erhielt nur wenige Stimmen. Dasselbe passierte dann bei der 2. Runde mit dem 2007-er Syrah, während hier verwunderte, dass der wohl gute, aber etwas dünne Rio Negro-Merlot ganze 39 Franken kostet und daneben der sehr ansprechende Spitzen-Cabernet Sauvignon mit „nur“ 26 Franken geradezu preiswert erschien. Allgemein gut gefallen hat dann die Malbec-Runde, wo der Saurus aus Patagonien (Fr. 16.--) gegenüber dem sehr gut bewerteten Piccitelli (27.--) und dem Spitzengewächs Privada von Norton (38.--) etwas zurückgefallen ist.

Bei den Assemblagen (um plus-minus Fr. 30.--) hatte der 2004-er von Weinert seinen Höhepunkt doch schon etwas überschritten, während der Sangre von Bosca und der Perdriel Centenario echt grosses Trinkvergnügen bereiteten. Wie immer gilt es aber auch zu vermerken, dass die Geschmäcker verschieden sind. Wenn sich alle auf die gleichen Weine „stürzen“ würden, so wären diese schliesslich bald einmal unbezahlbar. - Die Präsidentin, Suzanne Hauswirth, verdankte die interessanten Ausführungen von Martin Helfer, der mit grossem Beifall verabschiedet wurde. Nicht unerwähnt blieben die mitarbeitenden Vorstandsmitglieder hinter den Kulissen und dann wurden die Anwesenden aus der Hotel Bern-Küche mit einem Teller mit feinem Fleisch vom Rind aus Argentinien verwöhnt. Dazu gab es den guten Finca la Nubes-Blend aus Salta zu verkosten und alle durften, soweit noch Wein übrig war, nochmals von dem nachverlangen was ihnen am besten gefallen hat.