Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Schweiz kann auch hier mithalten

Bericht von Fritz Sahli

Der erste Anlass der Berner Weinfreunde im 2016 war wieder einer einzigen Traubensorte, diesmal der Cabernet Franc, gewidmet. Vereinsmitglied und Rebsorten-Spezialist Dr. Philipp Hurni stellte den 65 interessierten Anwesenden eine bunte Palette von reinsortigen und anspruchsvollen Tropfen dieser kräftigen, oft sonst nur in Assemblagen zu findenden Sorte vor.

cfDen CF gibts fast überall
Wie der Referent ausführte gibt es die Sorte annähernd in allen weinproduzierenden Ländern der Welt. Darunter im Umfang von etwas mehr als 60 ha auch in unserem Land. Dabei werden in der Statistik des Bundesamtes für Landwirtschaft folgende Kantone aufgeführt: VS, GE, TI, VD, AG, ZH, FR, SG, BE und SH vor (hier in der Reihenfolge nach Bedeutung).
„Im Welt-Rebsortenspiegel nimmt der Cabernet Franc mit rund 54‘500 ha aktuell den 16. Platz ein“, gab Philipp Hurni (Bild) bekannt und zeigte auf, wo die Sorte weltweit angebaut wird. Darunter sind fast alle Länder zu finden, wo der Rebbau Tradition hat, oder im Aufbau ist - namentlich auch in China, das inzwischen die USA punkto allgemeine Anbaufläche überholt hat und nach Frankeich sowie vor der Türkei den 4. Rang‘ einnimmt. Der weltweite Rebbestand des CF entspricht gut der Fläche des Kantons Baselland (518km2).

PhilippHerkunft und bekannte Nachkommen
Die Abstammung der Cabernet Franc als vinifera Rebe geht hypothetisch auf die Römerzeit zurück. Als Herkunftsgebiet steht jedoch das Baskenland im Vordergrund. Andere Quellen tippen eher auf Frankreich, wo er als reinsortig (z.B. Loire und Südwest) bekannt ist, oder seit Menschengedenken zum Mischsatz in Bordeaux-Weinen gehört. Er gibt diesen Gewächsen Farbe und Struktur. - Dass man sie auch Breton oder Vidure nennt könnte im Zusammenhang mit den Geschichten stehen, die man von Franziskanermönch und Dichter Rabelais sowie von Kardinal Richelieu erzählt (der sowieso für vieles, was in Frankreich passierte, seinen Kopf hinhalten muss). - Nr. 36All die über 30 CF-Synonyme aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Benützen wir deshalb die Erkenntnisse, die dank DNA-Analysen als gesichert gelten: Der Cabernet Franc wird als Kreuzungspartner von 13 Rebsorten genannt. Fünf davon sind Neuzüchtungen, von denen hier eigentlich noch keine grossen Weine bekannt geworden sind. Bekannt und damit erwähnenswert sind hier natürlich der Cabernet Sauvignon (x mit Sauvignon Blanc), der Merlot (x mit Magdeleine Noir des Charantes) sowie der Carmenère (x mit Gros Cabernet). Für alle Wein-Interessierte Nr. 20empfiehlt es sich, für Details wieder einmal die Literatur zur Hand zu nehmen (z.B. das Oxford Wein-Lexikon).

Aromen reiche Sorte - interessant zu degustieren
Cabernet Franc-Weine sind (noch) nicht das, was man täglich im Glas hat und auf Anhieb liebt. - Wie Philipp Hurni lebendig aufzeigte, gehört die mittelfrühe Sorte mit ihren dünnhäutigen Trauben zu den Aromen reichen Spezies mit oft animalischen, würzigen und vegetabilen (krautigen) Noten. Details dazu gibt das beiliegende Bild wieder.

Nr. 96Von den drei ersten Weinen überzeugte bei der Umfrage durch den Referenten nur der Veneto IGT. Die Provenienzen aus der Loire öffneten sich lange nicht und erwiesen sich als gewöhnungsbedürftig. pdfDie 2. Serie hob die Stimmung im Saal und gefiel allgemein besser bis sogar sehr gut: Der Wein aus dem Friaul zeigte sich traditionell, der aus Südafrika schon ausgeprägter und der Walliser fiel schon in der Nase durch schöne florale Noten auf, dass er (mindestens mir, aber auch andern am Tisch) schon deshalb sympathisch wirkte. In der 3. Runde gefiel, obwohl etwas dünnflüssig, der besondere „Eulen-Wein“ aus dem herrlichen Okanagan-Valley (CDN), der des Weinkenners Nase und auch den Gaumen verwöhnte. Dagegen war der 2. sehr ausdrucksstarke Salgescher (Fernand Cina) mit Jahrgang 2014 noch recht jung, wird sich aber in ein, zwei Jahren bestimmt zum Spitzengewächs wandeln. „Das war mein Lieblingswein“, gab Philipp Hurni dem Schreibenden nach der Degustation bekannt. Andere bevorzugten in dieser Serie eher den hervorragenden, schon ausgereifteren Argentinier aus dem Uco-Tal. Trotzdem die Degustation mit diesen Gewächsen bereits den Höhepunkt erreichte, wurde mit der letzten Runde nochmals zugelegt - mindestens preislich! Hier hinterliess der gut gereifte CF aus Australien (zu 32.50) in jeder Beziehung einen guten Eindruck. Den mochten die beiden andern Weine zu 42 Franken nicht eigentlich zu übertreffen. Der sehr gute Argentinier mit Jahrgang 12, der effektiv gut bewertet wurde, zeigte in der Nase und im Gaumen allerdings Noten, die etwas „tintig“ wirkten. Dafür gefiel der 2007-er Cabernet Franc aus Ungarn, der von allen Weinen am ehesten nach Bordeaux schmeckte, vor allem den älteren Weinfreundinnen und Weinfreunde sehr, während die jungen Mitglieder wohl eher die jüngere Gewächse bevorzugen.

Grosser Applaus - auch für Rudolf Kollbrunner vom ANAV-Vorstand
Präsident Dan Sennhauser fand nur lobende Worte für die abwechslungsreiche CF-Degustation und den Referenten, der von allen Teilnehmenden grossen und verdienten Applaus erntete. - Viel Beifall gab es aber von den Bernern auch für ANAV-Vorstandsmitglied Rudolf Kollbrunner aus Aarau. Er warb bereits zum Auftakt des Abends mit sympathischen Worten für die Teilnahme an der Delegiertenversammlung vom 11. Juni in Lenzburg. Dabei gehe es nicht nur um die DV, sondern um ein richtiges Weinfest mit feinen Gewächsen aus dem Aargau, betonte er. Und er kann sicher sein, dass Bern in Lenzburg (wie einst in geschichtlicher Vorzeit) vertreten sein wird!

Im Anschluss an die Degustation liessen sich die Anwesenden bei einem Glas Cabernet Franc (Nr. 8) von Fernand Cina, Salgesch, aus der Hotel Bern-Küche mit einer tollen Portion glasierter Entenbrust mit Quittenjus, Serviettenknödel und Rotkraut verwöhnen und den interessanten Abend gemütlich ausklingen.