Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Fritz Sahli

Die Berner Weinfreunde setzten sich am 26. Januar an ihrer ersten Veranstaltung im Jahr traditionsgemäss mit nur einer Traubensorte auseinander. Diesmal stand der Cabernet Sauvignon zur Diskussion, wo es dank den Organisatoren die unterschiedlichsten Provenienzen aus aller Welt zu verkosten gab.

Nr. 19 in der Schweiz
cabernet-sauvignonIn der Schweiz ist der Cabernet Sauvignon - vor langer Zeit aus dem Cabernet Franc und Sauvignon Blanc entstanden - mit einem Anbau von 65 ha nur die Nummer 19 (Angaben 2011). - Weltweit steht die Sorte aber seit einigen Jahren mit über 262‘000 ha vor der Merlot und Grenache Noir an der Spitze der roten Sorten. Sehr beliebt ist die Rebsorte auch als pdfKreuzungspartner. Auch im Mutterland Frankreich ist sie - immer in Konkurrenz und oft im Verschnitt mit der Merlot-Rebe - vorne anzutreffen. „Der kleinbeerige und spät reifende Cabernet Sauvignon braucht viel Wärme“, stellte Philipp Hurni fest, der als Referent und Kenner der Materie durch den Abend führte. Dazu wies er auch darauf hin, dass die Sorte unzählige Synonyme hat und sich durch typische Noten von Cassis, Peperoni, aber auch Pfeffer sowie Veilchen, Lakritze und Fichte - also durch eine eigentliche Konzentration der Phenole (= natürliche organisch-chemische Substanzen im Wein) auszeichnet. Da sie, je nach Vinifikationsmethode, auch das Terroir gut wiederspiegle, seien bei einigen Weinen (was bei der Degustation bewiesen wurde) deutliche Eukalyptus-Noten auszumachen. „Der Cabernet Sauvignon-Weine gehört zu den sogenannten hochwertigen Sorten, die als Cépage Noble bezeichnet werden und deren Weine eine lange Lagerung zulassen,“ umriss der Referent weiter.

Die Degustation
Pia Rhyn und Philipp Hurni hatten es sich nicht leicht gemacht, den 80 teilnehmenden Weinfreundinnen und Weinfreunde eine Cabernet-Degustation vorzubereiten, die einerseits Weinwissen vermittelte und anderseits Vergnügen bereitete. Sie hatten sich an der Berner Weinmesse sowie an der Vinea umgeschaut und liessen ihre Weinauswahl erst noch durch Vorstandmitglieder mitbestimmen. Zur pdfVerkostung wurden Weine aus (alphabetisch) Chile, Argentinien, Australien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Israel, Italien, Portugal, Spanien, Schweiz, Südafrika und USA/CA serviert: Der erste Wein, ein Rosé aus Stellenbosch ZA (Mulderbosch, 2010, 12.5 Vol.-%/Rutishauser) stimmte gut auf die kommenden drei Roten ein. Während sich hier der Capucho 2000 aus dem Ribatejano/Portugal (13/Wyhüsli Koppigen) als Bordeaux ähnlich zu gefallen wusste, wurden die beiden Leichtgewichte als Cabernet Sowieso schnell einmal vergessen (Tarani, 2010 aus Tarn/F, 12 %/ Wyhüsli Koppigen, und Burlwood 2010 aus Modesto/Kalifornien, 12.5%/Grossverteiler). Die nächste Serie bildete einen guten Übergang zu den - auch preislich - höher klassierten Gewächsen. Der Chilene, ein Montes 2009 aus dem Colchagua-Tal (14%/Weinhaus Zollikofen), bestach durch seine Fruchtigkeit, während der gute, aber doch fortgeschrittene Ivailo Gonowski 2003 aus Bulgarien (13.5/Meier Pfungen) schon leicht überaltert war. Besser kam dagegen der Klima 2009 aus Halkidiki/Griechenland (13.5/Mövenpick) an, der allerdings etwas mehr Wärme (und weniger Stall) zeigen dürfte. Mit dem eukalyptushaltigen Mitchell 2005 aus dem Clare Valley/AUS (13.5/La Passion du Vin), dem etwas alten Enate 2004 aus dem Somontano/E (14%/Martell) sowie dem herausragenden Felino 2008 aus Mendoza/RA (14.8%/Casa de Vinos Argentinos Bern) wurde nochmals eine Stufe höher degustiert. Bei der letzten Serie gings nicht nur preislich aufwärts, sondern wurde sogar koscher: Der koschere Yarden 2007 aus Galiläa/IL (15%/Chris Winery Eggersriet) wusste als vollmundiger Tropfen durchwegs zu gefallen. Gut, aber nicht ganz so hoch wurde am Tisch der Marion 2006 aus dem Veneto/I bewertet (14.5% aus am Rebstock getrockneten Trauben/Aprior Weine Bern). Und der mit 66 Franken teuerste Wein des Abends aus Stellenbosch ZA, der Peter Barlow 2006 (14%/Mövenpick) vermochte den Feliano (Fr. 26.00) sowie den Yarden (39.80) vorallem ebenfalls punkto Eleganz nicht zu überbieten. - Dabei ist immer festzuhalten, dass es die unterschiedliche Wahrnehmung der Wein-Inhaltsstoffe jeder Person erlaubt, einen Wein besser oder weniger hoch zu bewerten.

Zum Schluss ein Schweizer
Die Präsidentin der Weinfreunde Bern dankte den Organisatoren des Abends und vorab natürlich dem Referenten, Philipp Hurni, bestens für den Einsatz, den auch die Besucherinnen und Besucher mit grossem Applaus würdigten. Zuvor gab es aus der Hotel Bern-Küche aber noch ein gutes Essen und dazu einen weiteren Cabernet Sauvignon. Er wurde von zahlreichen Besuchern als noch nicht verkostet und zudem als Schweizer Wein erkannt: Der von der Domaine des Balisiers in Satigny gekelterte und 24 Monate in Amphoren ausgebaute Wein (2007/12.5%, ev. mit kleiner Cabernet Franc-Zugabe) erwies sich als guter Essensbegleiter und rundete damit die Cabernet-Degustation mit einem weiteren ansprechenden und erst noch einheimischen Tropfen ab!