Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

23. Janaur 2020, Restaurant Schmiedstube - Bericht von Dan Sennhauser / Foto: Doris Hässig

Dies durften die Berner Weinfreunde an der Sortendegustation zum Thema „Merlot“ vom 23. Januar  auf eindrückliche Art und Weise erfahren. Mit grossen Enthusiasmus  hat sich unser Vereins- und Vorstandsmitglied Peter Hässig über längere Zeit mit dieser Rebsorte beschäftigt, was zur Folge hatte, dass er uns Berner Weinfreunden eine wunderbare Degustation bieten konnte! Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch ein einziger Teilnehmer in Zukunft sagen wird: „ich habe Merlot nicht gern“!

Mit lebhaftem Schwung und einem riesigen Wissen präsentierte er uns 12 verschiedene Merlots:

Zum Apéro gab es einen Spumante die Bianco di Merlot (Tenuta Bally & von Teufenstein)  welcher durch seine feine Frucht und Frische sehr überzeugte, Die Farbe dieses Spumante zeigte klar, dass es sich um eine rote Rebe handelt, war es doch schon fast eine Spumante rosato.

Anschliessend degustierten wir 2 Bianco di Merlot: den Ticinello 17  (Zanini) und den Bianco Rovere 17 (Brivio Vini, Mendrisio). Erster frisch, fruchtig, lebhaft, der zweite körperreich, tiefgründig, vollmundig mit langem Abgang und – wie der Name schon sagt – feines Holz, was dem Wein eine wunderbare Grösse gibt. Beim Bianco di Merlot ist wichtig festzuhalten, dass es sich um einen „blanc de noir“ handelt, und nicht etwa um einen Wein aus der Rebsorte Merlot blanc (diese Rebe wird in kleinen Mengen im Bordeaux angebaut).

Bei den Roten verglichen wir jeweils einen Tessiner neben einem Genfer Merlot. Bei der ersten Serie hatte es der Scintilla 16 (Azeinda Mondò) fast etwas schwierig neben dem Merlot de Genève von Céline Dugerdil (Dom. de la Printanière). Ersterer recht leicht, fruchtbetont, etwas kurz im Abgang, zweiter ganz klar teifgründiger, körperreicher.

2020 Merlot 2

Das zweite Paar: Ultima gioccia 16 (Chiodi, Ascona) und Merlot l`intégrale (Dom. Les Hutins, Dardagny). Der erste ein klassischer, abgerundeter,  grossartiger Vertreter eines typischen Tessiner Merlot, körperreich und doch nicht zu schwer. Und der Genfer: einfach grossartig, wie dieser Merlot aus dem Kanton Genf neben dem berühmten Ultima gioccia  aus dem Tessin in keiner Hinsicht hinten nachsteht.

Den Arzo 16 (Gialdi) genossen wir „solo“: eine absolut richtige Entscheidung - das war wohl der Höhepunkt der Tessiner Merlots: sortentypisch, körperreich mit wunderbarem, schönem langem Abgang.

Ab jetzt ging`s ins Ausland: zuerst ins nahe gelegen Aostatal: von hier genossen wir den Merlot La Merle 15 (Cave Les Crêtes) Diese Kellerei kannten die Berner Weinfreunde ja bereits von der Reise ins Aostatal im Mai 2019. Wir kannten aber den Merlot bisher nicht: er zeigte sich jugendlich frisch, sehr schöne Frucht im Gaumen, hatte aber nach diesen grossen Tessiner und Genfer Weinen etwas Mühe. Er mundete nicht allen Weinfreunden gleich.

Diesem Wein aus dem Aostatal wurde ein Merlot aus Rheinhessen 16 (Wagner-Stempel, Siefersheim) gegenübergestellt. War das wirklich ein Merlot aus Deutschland? Wenn jemand behauptet, die Deutschen können keinen Merlot machen, dann liegt diese Person „voll daneben“: viel schöner, feiner, eleganter und samtiger kann man sich einen Merlot kaum vorstellen. Einfach grossartig!

Last but not least: nun ging`s nach Übersee: Im ersten Glas nach Patagonien zum Merlot Estate 15 (Humberto Canale), im zweiten Glas nach Kanada: Merlot Reserve 15 (Pillitieri Estates Winery). Auf dem gleichen Kontinent aber doch tausende von Kilometern auseinander! Trotzdem waren die beiden Weine durchaus vergleichbar: Die  typische Merlot-Frucht, wie wir sie kennen, war vielleicht etwas schwieriger zu erkennen, was aber die sehr hohe  Qualität dieser beiden Weine in keiner Art und Weise beeinträchtigte. Die Weine, bei denen die feine Harmonie mit Holz wunderbar zur Geltung kam, mundeten ebenfalls hervorragend – und doch fragten wir uns: ist ein schöner Tessiner Merlot nicht doch noch etwas schöner?

Zum Abschluss genossen wir ein in Merlot geschmortes Hühnchen mit Beilage: herzlichen Dank an das Küchenteam des Restaurant Schmiedstube!

Aber v.a. herzlichen Dank an Peter Hässig für diese wunderbare Degustation und die lebhaft vorgetragenen Informationen und Ausführungen zu den Weinen und den Weingütern!