Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

vom 6.6. bis 10.6.2018

Bericht von Dan Sennhauser

Diese Reise, welche von unserem Reiseleiter Kurt Feser (DIVINO SA) grossartig organisiert und geleitet wurde, hat all unsere Erwartungen übertroffen. Wir lernten das Südtirol und das Trentino unter seiner kundigen Führung auf wunderbare Art kennen. Wir möchten uns hiermit bei Kurt Feser ganz herzlich bedanken.

Leider kollidierte die Reise der Berner Weinfreunde dieses Jahr mit dem Weinfest in St.Gallen vom 9.Juni.  Aus organisatorischen und „reservationstechnischen“ Gründen liess sich dies leider nicht vermeiden.

Die Vielfalt der Rebsorten, die Vielfalt der einzelnen Regionen auf verschiedenen Höhenlagen von 250 m ü.M. bis über 1000 m ü.M. und die Vielfalt und Professionalität der diversen Kellereien ist schlicht überwältigend!

Am Morgen des 6. Juni starteten wir unsere Reise nach Bozen. Es stand uns eine wunderschöne Fahrt bei schönstem Sommerwetter via Walensee (erster Kaffeehalt) ins Engadin bevor. Im Restaurant Müsella in La Punt genossen wir ein fast nicht enden wollendes Antipastibuffet, begleitet von zwei schönen Weinen aus dem Veltlin. (Weiss: Aurum Bianco, Terrazze Retice do Sondrio Az.agr. Sesterzio  / Rot: Santa Rita Rosso di Valtellina, Mamete Prevostini )

Nach einer traumhaft schönen Fahrt via Ofenpass – Münstertal – Vintschgau kamen wir recht hungrig und vor allem durstig im Hotel Luna-Mondschein in Bozen an, wo wir beim wohlverdienten Abendessen die erste Bekanntschaft mit den Südtiroler Weinen machten. Schon hier stach der Wein aus der autochtonen Rebsorte Lagrein mit seiner tiefen Kraft und Würzigkeit hervor.

Der zweite Reisetag brachte uns ins Trentino. In der Azienda Pravis erfuhren wir sehr viel über den Weinbau in dieser Region. Im speziellen das „Valle dei  Laghi“ wurde uns näher gebracht. Das Besondere in diesem Tal ist das Terroir mit seinem kalkhaltigen Gesteinsböden, den sehr warmen Sommertagen, den regelmässig auftretenden Winden vom Lago di Garda und den recht kalten Nächten. Diese besonderen mikroklimatischen Bedingungen bringen den Weinen dieses Tales eine besondere  Raffinesse und eine intensive Mineralität.  Neben den bekannteren Rebsorten wie Pinot grigio, Gewürztraminer, Pinot bianco, lernten wir Weine kennen aus Reben, deren Namen vielen Weinfreunden völlig unbekannt waren: Nosiola, Rebo, Negrara. Ja, so macht ein Kellerbesuch mit anschliessender Degustation wirklich Spass.

Nach einem kräftigenden Mittagessen im unglaublich schön gelegenen Castello Toblino am gleichnamigen See, besuchten wir auf dem Rückweg die grossartige Grappa – Distillerie Marzadro. Wir staunten nicht schlecht über die Schönheit dieser Distillerie und die Vielfalt der Grappas, die wir degustieren durften.

Den Abend genossen wir bei einem Stadtbummel durch die schöne Altstadt von Bozen.

Der nächste Tag brachte uns ins Eisacktal. Dies ist das Tal, durch welches die berühmt-berüchtigte Brenner – Autobahn führt. Wir staunten nicht schlecht, wie schön dieses Tal – abgesehen von der Autobahn – ist: Rebberge bis weit hinauf auf die hoch gelegenen Berghänge!

In der Genossenschaftskellerei Eisacktal, lernten wir wieder viele spannende Weine kennen: Im Vordergrund stehen natürlich die Weissweine, welche sich hier besonders elegant und mineralisch präsentieren. Es dominieren Rebsorten wie Sauvignon blanc, Kerner, Pinot blanc, Müller-Thurgau. Interessant war die Erklärungen der überaus sympathischen und fachkundigen Alexandra. Müller Thurgau wächst am besten in Höhen gegen 1000 m, ebenso der Kerner, der Sylvaner und der grüne Veltliner gedeiht am besten in Höhenlagen zwischen 500 m  und 800 m usw. Die Roten kommen aus den tieferen Lagen wie Zweigelt, Pinot nero, Vernatsch – auch dies eine autochtone Rebsorte aus welcher in früheren Jahren die billigen Massenweine wie  „Magdalener“ oder „Kalterersee“ produziert wurden. Zum Glück hat unterdessen ein Umdenken stattgefunden, und so liefert die Vernatsch-Traube dank strickter Mengenbegrenzung heute recht helle, aber würzige, frische und doch gehaltvolle Weine, welche vor allem für warme Sommerabende geeignet sind, denn die Vernatsch – Weine müssen unbedingt kalt getrunken werden! In den tiefen Lagen ab 250 m bis knapp 400 m gedeiht dann noch die autochtone Lagrein – eine Traube die sehr dunkle, gehaltvolle, körperreiche und zum Teil recht schwere Weine ergeben. Welche Vielfalt kann doch diese Genossenschaftskellerei liefern!

Mittags in St.Pauls, am „Eingang“ ins Kalterertal (Strada del Vino): kräftigendes Mittagessen, mit einem der schönsten Pinot bianco, die man sich nur vorstellen kann: Der „Hofstatt“ 2016 aus der Kellerei Kurtatsch, gefolgt von einem fruchtigen Pinot nero der Kellerei Stroblhof im berühmten Weindorf Eppan.

Anschliessend durften wir noch die Kellerei St.Pauls besuchen. Nebst all den schönen Weinen aus zum Teil denselben Rebsorten, welche wir unterdessen schon kennen, besticht hier insbesondere der Spumante brut metodo classico,  „Preaclarus“,  gekeltert aus ausschliesslich handverlesenen Chardonnay-Trauben. Dieser Brut reift  während 4 Jahren Flaschengärung in einem umfunktionierten Bunker aus dem 2.Weltkrieg. So hat dieser Bunker schlussendlich doch noch einen sinnvollen Zweck gefunden!

Am letzten Tag bringt uns unser Reiseführer am Vormittag in das Landesweingut Laimburg – der Landwirtschaftlichen Hochschule des Provinz „Südtirol - Alto Adige“. Wunderschön gelegen, inmitten von Apfelbaumplantagen und Rebbergen betreibt das Land Südtirol hier eine staatliche Landwirtschaftsschule mit Schwerpunkt Apfelproduktion, Rebbau und Oenologie.

Der Keller – der besser gesagt, „die Höhle“ – ist wohl der eindrücklichste Weinkeller, den wir je gesehen haben! Ein riesiges Tunnel- und Höhlensystem wurden in den harten Granitfels gehauen oder besser gesagt gesprengt. Der Rundgang durch dieses Höhlensystem bringt uns von Tunnel zu Tunnel – von Höhle zu Höhle – alles im Naturfels – unglaublich!

Natürlich findet auch die Degustation der Weine in der „Degustationshöhle“  statt  - die „Höhle“ hat eine fast kathedralische Dimension. Auch hier dominieren die Weissen:  Kerner, Sauvignon blanc, Gewürztraminer etc.… aber auch die Roten, allen voran der Lagrein erfreut uns durch seine intensive Frucht, Tiefe und Würzigkeit, langer herber Abgang, bleibende Frucht. Des Weitern wird auch Merlot und Cabernet Sauvignon angebaut, welche in den tiefer gelegenen Gegenden des Südtirols besonders gut gedeihen.

Den Nachmittag verbringen wir in Magreid, dem „Lageder- Dorf“. Ein wunderschönes Winzerdorf, welches ganz klar von der Kellerei Alois Lageder bereits in 4.Generation geprägt ist. Zuerst ein kleines Mittagessen im kellereieigenen, der Enoteca angeschlossen Restaurant. Zum feinen Spargelrisotto gibt`s einen Müller-Thurgau, welcher nicht gerade zu überzeugen weiss.

Umso interessanter ist dann der Besuch in der Kellerei von Alois Lageder. Tolle moderne Architektur, grossartig integriert in die historischen Gebäude des ganzen Anwesens. Riesige Dimensionen : gehört doch die Kellerei Alois Lageder zu den grössten – und besten – im ganz Südtirol. An der Verkostung werden wir wieder verwöhnt mit den typischen Weissen – allen voran zeigt sich der Weissburgunder von feinster Struktur, schöner Frucht und einem lang anhaltenden Abgang. Das Sortiment von Weinen ist riesig  -  man könnte den ganzen Tag degustieren, und hätte noch lange nicht alle Weine verkostet.!

Den Abend verbringen dann die Berner Weinfreunde im Restaurant „Kaiserkron“ mitten in der Altstadt von Bozen. Wir geniessen ein herrliches Südtirolmenue mit den entsprechenden Weinen. Zum Apéro gibt’s einen Brut metodo classico von Haderburg,  Pas Dosé ’14 A. Ochsenreiter .. wunderbar erfrischend mit seiner feinen Perlage und einer recht deutlichen Chardonnay-Note. Des Weitern geniessen wir einen Riesling ’16 Pliger Kuenhof Peter Pliger. Zur Vorspeise einen Sauvignon ’16 Prackfol Patrick Planer und zum Hauptgang einen Lagrein Dunkel Ris. ’14 Frauenrigl Kellerei Kurtatsch. Wir werden also echt verwöhnt!

Die Heimfahrt am Sonntag zieht sich via Brennerpass natürlich recht in die Länge. Durch die Mittagspause in Stuben auf dem Arlberg wird uns die Fahrtzeit aber auf angenehme Weise verkürzt. Nochmals einen schönen Wein im Glas – diesmal einen grüner Veltliner vom Schloss Gobelsburg, Kamptal zum Apéro, einen Zweigelt rosé aus der Wachau zur Vorspeise sowie einen Zweigelt „Rubin Camuntum“ von Weingut Netzl in Göttlesbrunn.

Dieser Abschluss unserer wunderbaren Reise scheint allen Teilnehmern zu gefallen – müssen doch einige Flaschen nachbestellt werden!