Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Fritz Sahli / Fotos von Jan Koch, Duero PR GmbH

Abend mit Weinen aus Spaniens bekanntem Spitzen-Anbaugebiet
Zum sehr gut besuchten Anlass in der Schmiedstube in Bern konnte Präsident Dan Sennhauser 80 interessierte Degustatorinnen und Degustatoren, darunter Alicia Mettler (www.mettlervaterlaus.ch) sowie Jan Koch (Duero-PR GmbH Deutschland), sowie als grossen Kenner der Weine aus Spanien und Referent des Abends, David Schwarzwälder, begrüssen.

Dabei machte der Vorsitzende auch noch auf kommende Anlässe aufmerksam: Am Samstag, 23. November findet im Restaurant Landhaus in Liebefeld Jahresabschluss-Abend statt. Der erste Anlass im Jahr 2020 ist am 23. Januar für eine Merlot-Sorten-Degustation reserviert und im Mai (19.5. -23.5.) verreisen die Berner Weinfreunde nach Spanien. Unterlagen dazu gibt es Mitte November.

2019 Duero 1 80 TeilnehmendeSpanien als Land mit der grössten Rebfläche der Welt
Obwohl China Jahr für Jahr am Aufholen ist, darf sich Spanien als 3. grösstes europäisches Land immer noch dafür loben,  die Nation mit der grössten Rebfläche der Welt zu sein. Sie beträgt über eine Million Hektaren. Die Region Ribera del Duero (Ufer des Duero) kam 2018 auf knapp 21‘000 und ist damit längst nicht Spaniens grösste. Sie gehört zum Gebiet Castilla y Léon und umfasst die Provinzen Burgos, Vallodolid, Segovia und Soria. – Wer heute noch sagt, in Ribera del Duero dürfe nur Rot- und Roséwein produziert werden, wird demnächst umlernen müssen: Wie David Schwarzwälder bekannt gab, steht in Aussicht, dass aus der bereits seit langem angebauten weissen Sorte Albillo ab 2020 offiziell Weisswein produziert werden darf. Die Teilnehmenden am Duero-Abend durften zum Auftakt des Anlasses nämlich bereits ein Muster verkosten und fanden den – inoffiziellen- Albillo 2018 doch recht ansprechend.

Zu den wichtigsten erlaubten Rotweinsorten zählen der Tempranillo (auch Tinto Fino oder Tinta del Pais genannt), der Cabernet Sauvignon, Merlot plus Malbec und Garnacha Tinta (auch Tinta Aragonesa). Die internationalen Sorten dienen dazu, den Spitzenweinen einen Touch Bordeaux einzuhauchen, was einigen Spitzengewächsen zu mehr Ansehen verhilft, sich aber auch sofort in der Höhe des Preises niederschlägt. In der neueren Zeit erreichen aber mehr und mehr reinsortige Tempranillo-Weine absoluten Kultstatus. – Auch preislich!

2019 2 Duero Referent SchwarzwälderDer als Fachjournalist für iberische Weine und Dozent angekündigte Referent des Abends, David Schwarzwälder (Salamanca E; hier im Licht des Beamers), erwies sich als absoluter Kenner der Materie. Er wartete nicht nur mit wissenswerten Details zu den verkosteten Weinen auf, sondern überraschte mit seinen vielseitigen Kenntnissen zu Land und Leuten sowie zu den Unter-Regionen des fantastischen Duero-Gebietes. Ein kleiner Nachteil hatte das Ganze: Obwohl dazu aufgerufen, kam es auch aus Zeitgründen nur zu wenigen Fragen und Antworten zur Sache und zu den Weinen.

Doch kann der Abend dank viel Wissenswertem ohne Weiteres zu den erfolgreichsten Weinfreunde-Veranstaltungen zugefügt werden. Und das nicht nur wegen der grossen Präsenz der Mitglieder. Der Referent wies darauf hin, dass nach einem schlechten 2017 im 2018 eine sehr grosse Ernte eingefahren wurde. Nach Angaben des Duero-Kontrollrates wurden 125.4 Mio Kilo Trauben geerntet. Dazu machte er auf eine Besonderheit aufmerksam: Er hielt fest, dass auswärtige Weinmacher den besonderen Stil und Charakter der Duero-Weine, deren Trauben via Portugal vom Meer her beeinflusst werden, nur ganz selten präzise nachvollziehen könnten. Wie aus eingesehenen Unterlagen hervorgeht, gibt es hier im Sommer Temperaturen bis zu 40 Grad, aber kühle Nächte und im Winter doch bis zu 20 Grad minus. Frostgefährdet wären jedoch nur die hohen Hügel-, nicht aber die flachen Uferzonen, führte David Schwarzwälder weiter aus. – pdfWichtige Details finden Sie auch auf www.riberadelduero.es  

Feines für den Alltag - beachtliche Gewächse für den besonderen Anlass
2019 Duero 3 wichtige ArbeitDie kommentierte Degustation umfasste zwölf Weine in unterschiedlicher, aber durchaus guter bis hervorragender Qualität. Zum Essen (zartes Kaninchen-Hinterbein an feiner Sauce, farbiges Peperoni-Gemüse und Reis) konnte dann nochmals frei einige Flaschen in selbständiger Auswahl verkostet werden. Eine ganze Anzahl feiner Weine lagen im Preis-Rahmen von 15 bis 25, einige bei 40 und einer sogar bei 140 bis 150 Franken. – Ein „Unico“ von Vega-Sicilia, oder ein „Pingus“ usw. stand natürlich aus preislichen Gründen nicht zur Degustation.

Zuerst gabs zwei 2018-er Cosecha—Tempranillo-Weine aus dem nördlichen Teil des Ribera del Duero, die nur kurz in Barriques lagerten, aber mit prächtiger rubinroter Farbe aufwarteten und durchaus zu gefallen wussten:      1. Ein Traslascuetas, 13.5 Vol-%, Bodegas Traslascuetas, Valcavado de Roa/Burgos. - 2. Flores de Callejo, 14%, Bodegas Félix Callejo, Sottilo/Burgos. – 3. Mit 15 Vol-% folgte ein kräftiger Astrales Crianza 2016, Tempranillo, 18 Monate in Barriques, der aber noch jung wirkte, Bodega Astrales, Anguix/Burgos. - 4. Viña Magna Crianza 2017, Tempranillo mit 10 % Cabernet Sauvignon, 14.5%, 15 Mte., hochpunktierter Wein, Hauch von Internationalität, echt gut, Burgos. - 5. Valtravieso 2016, Crianza, Tempranillo/Cabernet Sauv./Merlot, 14.5%, 14 Mte, etwas „Stall“ in der Nase, aber wirklich feiner Tropfen im Bordeaux-Stil, Bodegas Valtravieso, Piñel de Arriba/Valladolid. – 6. Avelino Vegas Aureo, Cosecha 2016, Tempranillo, 14%, 14 Mte., spezielle Vinifikation, guter Gesamteindruck, Avelino Vegas, Penafiel/Valladolid. – 7. Obwohl von der gleichen Kellerei auch nur als Cosecha bezeichnet, zeigte der ebenfalls reinsortige Avelino Vegas 1, 2015, 14.5%, 14 Mte, mehr beerige Frucht, Charakter und hinterliess einen allgemein reicheren Eindruck. - 8. Nexus Plus Reserva 2013, Tempranillo, 14.5%, 21 Mte, etwas saure Nase, perfekte schwarz-rote Farbe; gefiel aber trotzdem nicht jedermann, Bodegas Nexus, Pesquera/Valladolid. - 9. Moradillo de Roa 2015, selektioniertes Traubengut/Tempranillo, 15%, 21 Mte; feiner Tropfen, der alle Erwartungen erfüllt; Legaris, Curiel de Duero/Valladolid (Coop). - 10. Piñea 2014, Crianza, 2019 Duero 4 schwierige EntscheidungTempranillo, 14.2%, 30 Mte, speziell guter Wein von hoher Qualität, mit über 140 Franken teuerster Wein des Abends, Bodegas Piñea del Duero/Valladolid. – 11. Matarromera Gran Reserva 2012, 14.5%, 24 Mte, 36 Monate in der Flasche, kräftig und doch ausgeglichen, hervorragend, bester Wein des Abends (Meinung am Tisch), Bodega Mattaromera, Valbueno/Vallodolid. – 12. Mirat, Reserva, 2004, Tempranillo, 15%, 18 Mte, wirkt schon etwas überreif, doch immer noch guter Tropfen, scheint mit über 50 Franken aber doch etwas teuer, Bodegas Valdeviñas, Langa del Duero/Soria (die Angaben nach dem Schrägstrich der Ortsnamen bezeichnen die Provinz).

Resümee
Als fast am Schluss die meisten zufriedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer genug Tempranillo-Weine verkostet hatten, gings noch mit den erwähnen Weinen zum Essen weiter. Da gab es nochmals Feines und Kräftiges zu geniessen: Protos, 2012, 14%; Altos del Terral, 14.5%; Pinna Fidelis, 2016, 14.5% (für uns am Tisch der beste); und Tamaral Roble, 2018, 14 %. – Alles Weine, die dem Verein von der Duero-Marketing-Organisation) unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. – Besten Dank!

So viele kräftige, charaktervolle und alkoholreiche Weine zu verkosten, wo doch von den besten meist etwas getrunken wird, bedeutet „Schwerarbeit“. Auch für den Körper. Wenn dann die Weine noch alle aus dem gleichen Gebiet stammen, verschwinden am Schluss die sonst merkbaren Unterschiede. – Und doch haben wir mit dem Thema Ribera del Duero (Ufer/Uferland des Duero) einen spannenden und echt weinseligen Abend erlebt.

Herzlichen Dank an den kompetenten Referenten, David Schwarzwälder, der mit vielen interessanten Details aufwartete und an alle, die am 29.Oktober in der „Schmiedstube“ mitgearbeitet haben!