Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Ein "Ausflug" ins Fricktal

Bericht von Fritz Sahli

Am 24. Juni trafen sich rund 30 Mitglieder und Angehörige auf der Terrasse der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen zu einem gelungenen Sommeranlass mit glustigem Salatbuffet und feinen ausgewählten Leckerbissen vom Grill. Obwohl es dann fast ein wenig früh kühl wurde, haben die Anwesenden den geselligen, kulinarischen Abend mit feinen Weinen aus dem Fricktal/Aargau genossen und hoffen allerdings für nächstes Jahr auf eine etwas bessere Beteiligung.

Auch Präsident Dan Sennhauser,
der die Berner Weinfreunde-Schar beim ausgesuchten Apéro mit Gewächsen aus der Region Fricktal begrüsste, fand, dass es an der Zeit sei, sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern zu machen. Der Sektion würden junge Leute gut tun, meinte er mit Blick auf die Teilnehmenden, die meist schon zur bestandenen Generation gehörten.

Die sieben Wein-Regionen des Kantons Aargau wurden den Mitgliedern bereits in der Einladung vorgestellt (Homepage/Veranstaltungen). Im vorliegenden Bericht kann deshalb fast nur noch auf die degustierten Provenienzen hingewiesen werden. Daneben sollte man aber sicher wissen, dass der Aargau mit einer Rebfläche von rund 394 ha und einer Ernte von nicht ganz 20 000 hl (Zahlen BALW 2014) unter den Ostschweizer Kantonen nach Zürich, Schaffhausen sowie Graubünden und vor dem Thurgau als viertgrösster einzustufen ist. Da kann der Kanton Bern mit seinen 22 ha am Thunersee und Umgebung sowie den 221 ha am Bielersee (zählt zur Westschweiz) nicht mithalten. Schweizweit gesehen ist der Aargau punkto Fläche und pdfErtrag der neuntgrösste Weinbaukanton.

Feines aus Küche und Keller
Die Anwesenden liessen sich von Vorstandsmitglied Matthias Rindisbacher mit schönen Weinen aus Wittnau und Hornussen verwöhnen: Zum Start wurde ein feiner, schön perliger Rosé-Schaumwein serviert, der regen Zuspruch fand und Freude machte (Pinot Noir, 12.7 Vol-%, Méthode Traditionell-Eigenkelterung des Weinguts Buchmann aus Wittnau, Fr. 23.--). Zum Weingut Buchmann gehört ebenfalls ein Rebberg in Tegerfelden (Region unteres Aaretal/nördlich von Baden). Der zweite Wein, den man ebenfalls noch zum 1. Gang geniessen konnte, war ein trinkiger, herrlicher Riesling-Sylvaner, Stiftshalde 2014, der mit seiner Fruchtig- und Reintönigkeit überzeugte (Fürstliche Weinkultur Hornussen/Erika und Daniel Fürst, Kelterung mit 1895-er Hefe, ohne BSA, 12.3 Vol-%, Fr. 14.--). Bald kam eine gute Stimmung auf und in einer ersten „Runde“ liess man sich zu ausgewählten Salaten, wahlweise mit Kartoffelgratin oder Gemüsereis und raffinierten Saucen, zartes Kalbs- und Geflügelfleisch auf der Zunge zergehen. Dazu passte der Fürstliche Federweisse (Blanc de Noir) mit hauchzartem Rosé- und typischem Pinot-Ton, herrlicher Frische sowie filigranen feinen Fruchtnoten bestens, auch wenn ihn einige Kenner vielleicht als etwas süss einstuften (Fürstliche Weinkultur Hornussen, 12.7 Vol-%, 8 gr Restzucker, Fr. 15.--).

Der 2. Gang
bild 2brachte punkto Essen und Wein eine Steigerung: Köchin und Grillmeisterin Melanie Binggeli servierte zarte Schweins- und Lammrückenfilets. Dazu schenkten Dan Sennhauser und Matthias Rindisbacher einen farbkräftigen Pinot Noir 2013 vom Weingut Buchmann ein, der sich (so die Meinung am Tisch) fast etwas zu dunkel und mit nicht sofort erkennbarer Pinot-Nase präsentierte (Spätlese, Stahltank-Ausbau, 12.7 Vol-%, Fr. 16.50). Obwohl auch der Schreibende lieber einen Pinot ohne farbgebende Zusatzsorte im Glas gehabt hätte, wurde aber ebenfalls dieser Wein als zum Essen passend und grundsätzlich gut beurteilt. Einzelne fanden dagegen sogar überaus Gefallen an diesem Tropfen, der junge Leute ansprechen dürfte, die mit den sonst eher farbschwachen Pinots nicht viel anzufangen wissen.

Zum 3. Gang
mit fein gebratenem, absolut zartem Rindsfilet kam ein Tegerfeldener Malbec 2013 auf den Tisch. Der dunkle, würzige Wein (Weingut Buchmann, 13 Vol-%, Fr. 23.--), der natürlich noch gut altern kann, präsentierte sich vollmundig und passte sehr gut zum Essen. Und da liess man sich gerne noch ein Glas zusätzlich einschenken. Dazu schreibt das Produzentenpaar: „Der Geschmack unseres Malbec ist geprägt von Lorbeer und Leder sowie marmeladeartigen Früchten von Brombeeren, Kirschen und Johannisbeeren.“ Dem ist nichts beizufügen. Jedenfalls musste man den nachhaltigen Tropfen etwas ausklingen lassen, bevor man sich ans ebenfalls leckere Dessert „Erdbeeren mit flüssigen Rahm“ machte. - Damit ging dann der weinselige, gemütliche Abend in Zollikofen zufrieden zu Ende, bevor sich die Kaffee-Fans zum endgültigen Abschluss und einem herzlichen Dankeschön an Dan, Matthias und die Köchin auch noch diesem Lieblingsgetränk zuwandten.

Zur Ergänzung noch einige aktuelle Zahlen
Die 105 Mitglieder des Branchenverbandes Aargauer Wein haben ihre Rebberge 2014 mit folgende Sorten (Zahlen Bundesamt für Landwirtschaft/in ha gerundet) bestockt: Weisse: Müller-Thurgau 79, Sauvignon Blanc 12, Pinot Gris 7, Chardonnay 7, Kerner 4 und Solaris 2. - Mit unter 2 ha folgen (alphabetisch) Gewürztraminer, Pinot Blanc, Räuschling, Solaris, Viognier und mit weniger als 1 ha sind es Charmont, Chasselas, Doral, Freisamer, Johanniter, Muskat Olivier, Riesling, Scheurebe, Seyval Blanc. Dazu kommen eine ganze Anzahl anderer Sorten, die zusammen nur etwa 2 ha ausmachen. - Rote: Blauburgunder 216, Garanoir 6, Cabernet Dorsa 4, Dornfelder 4, Regent 4, Malbec 3, Merlot 3, Zweigelt 3, Dunkelfelder 2, Cabernet Jura 2, Diolinoir 2, Gamaret 2 und Maréchal Foch 2. Mit unter 2 ha sind es (wieder alphabetisch) Cabernet Cubin, Cabernet Mitos, Cabernet Sauvignon, Dakapo und mit weniger als 1 ha werden Acolon, Blaufränkisch, Cabernet Cortis, Cabernet Franc, Muscat Bleu, St. Laurent, Syrah angebaut. Andere Sorten machen zusammen rund 9 ha aus. - Schweizweit führt übrigens der Blauburgunder (4260 ha) vor dem Chasselas (3885), Gamay (1381) und dem Merlot (1084) die Rebsorten-Rangliste an. - Die Aargauer Wein-Regionen und die Sortenvielfalt zeigen auf, dass wir uns bei den Berner Weinfreunden bei anderer Gelegenheit ganz gut an einem weiteren Abend mit Gewächsen aus diesem Kanton auseinandersetzen können.