Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Am zweiten prächtigen Sommerabend

Bericht von Fritz Sahli

Am 23. Juni, notabene am erst zweiten richtig prächtigen Sommerabend dieses Monats, trafen sich die Berner Weinfreunde zu ihrem traditionellen Sommeranlass auf der Terrasse der Mensa der Hochschule in Zollikofen. Präsident Dan Sennhauser begrüsste die 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich und dankte dem Organisator des Abends, Vorstandsmitglied Matthias Rindisbacher, bestens für die Vorbereitungen und Leitung der bevorstehenden Verkostung der von ihm ausgesuchten Sommerweine.

Dabei sorgten Vizepräsident Alex Koller sowie Willy Nafzger vom Vorstand dafür, dass die Gläser nie lange leer blieben. Für den kulinarischen Teil zeichnete wiederum die Mensa-Küchenchefin, Melanie Binggeli, verantwortlich. Ihr Wirken am Grill brachte ihr und ihrer Mitarbeiterin am Buffett grossen Applaus ein. Dazu erwiesen sich auch die leckeren Saucen zum Fleisch als delikate Beilagen.

Zum Auftakt
Zum Auftakt der gemütlichen und weinseligen Zusammenkunft servierte Matthias Rindisbacher einen Prosecco di Valdobbiadene Superiore DOCG Extra Dry - den „Mongolfiera“. Der feine und echt feinperlige Wein aus der Sorte Glera der Azienda Agricola Althea in Confin/Vittorio Veneto fand durchwegs Gefallen und damit auch regen Zuspruch (Cultivino, Liebefeld/Fr. 15.50). - Zur Begleitung des 1. Ganges mit Kalbs- und Geflügelfleisch gabs zwei Weine zu geniessen: Zuerst den klassischen Riesling 2015, Ried Steinriegel, Federspiel, vom Weingut Prager, Wachau (Selection Schwander, 19.80). Der Wein mit allem Drum und Dran, was es für einen guten von der Natur aus säurebetonten, aber auch eleganten und sehr trinkigen Riesling braucht, passte bestens zum Essen. Federspiel ist übrigens eine Qualitätsbezeichnung der Vereinigung Vinea Wachau für Weissweine von über 11.5 bis 12.5 Volumenprozenten. Die untere Stufe heisst Steinfeder und die höchste Smaragd für Weine von über 12.5 Vol-%. - Der zweite Weisse kam aus dem Spiezer Keller (Direktbezug zu Fr. 22.--) und war eine 2015-er Assemblage aus Riesling-Sylvaner sowie einer erst mit einer technischen Bezeichnung (VB 32-7) versehenen Neuzüchtung. Der Handelsname des Weines eSCAPAde entstand im Zusammenhang mit dem SCAPA-Jahr und wurde nur in limitierter Auflage produziert. Das zuerst recht ungewohnte Gewächs, das von einer ausgeprägten Holundernote dominiert wird, entwickelte sich bald einmal auch sonst zu einem aromareichen Tropfen und gefiel immer besser. Mit der kräftigen Ausgewogenheit des Rieslings konnte er aber trotzdem nicht mithalten.

Die Weine zum 2. und 3. Gang
Bei schon etwas gehobenerer Stimmung kam zu Schwein und Lamm der erste Rotwein ins Glas. Die Assemblage mit der Benennung Intro, ohne Jahrgang, als Vin de Table Suisse eingestuft da er Traubensorten aus anderen Kantonen enthält, entstand aus 65 Prozent Pinot Noir, 25 Cabernet Jura und 10 Malbec. Das Drei-Sorten Spiezer Experiment (zu Fr. 20.--) gefiel allen gut. Die Frische und schöne Fruchtigkeit des Pinot wurde hier durch die kräftige Struktur des Cabernet Jura (PIWI-Neuzüchtung Cabernet mit unbekannter Pilz widerstandsfähigen Sorte) sowie durch die typischen Malbec-Noten und Farbe zu einem vollmundigen Tropfen aufgewertet. - Ein Wein, der sich auch ganz gut ohne Mahlzeit geniessen lässt.

Zur letzten „Runde“ mit einem zarten Stück fein angebratenem Rindsfilet wurde zum Abschluss ein eher unbekannter Wein aus dem Piemont aufgetragen: Nach dem vollmundigen Spiezer wirkte der rare Ruché (so auch der Name der Rebsorte) etwas streng. „Der Jahrgang, den ich verkostete und für den heutigen Abend auswählte, war weniger tanninbetont“, stellte Matthias Rindisbacher dazu fest. Mit seinen 14 Volt war der dunkle Laccento 2014 von Castagnole Monferrato der Azienda Agricola Montalbera (Schubi-Weine Luzern, 22.50) dann auch der kräftigste Wein des Abends, aber sicher noch etwas zu jung. Liess man ihn im Glas etwas ruhen, entwickelte sich die im Stahltank ausgebaute Rarität jedoch zu einem aromareichen Tropfen, der gut und gerne zu allen kräftigen Speisen passt. Zudem war es für die Anwesenden wichtig, einmal einen Wein zu geniessen, von dem man wohl hörte, aber den man vielleicht überhaupt noch nie verkosten konnte.

Im Anschluss an das feine Essen und Trinken liess man den - wie erwähnt auch wettermässig - prächtigen Abend bei gemütlichen Gesprächen Revue passieren. Und wer nicht dabei war, hat etwas verpasst: Der Sommeranlass der Berner Weinfreunde bietet immer wieder die Gelegenheit, Provenienzen kennenzulernen, die landauf, landab nicht zum Alltäglichen gehören.

Am Schluss
darf auch an dieser Stelle auf die nächsten Anlässe aufmerksam gemacht werden: Nach der Lombardei-Reise von Ende August/Anfang September, die ausgebucht ist, steht am Mittwoch, 19. Oktober der Abend zum Thema Mallorca auf dem Programm. Dann folgt am Samstag, 26. November bereits der Wine & Dine-Jahresabschlussabend, bevor es im 2017 mit einem Spanien-Abend weitergeht, der auf den 24. Januar angesagt ist.