Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Fritz Sahli

Der Oktober-Anlass der Berner Weinfreunde stand ganz im Zeichen der Feriendestination Mallorca. Nicht wegen einer bevorstehenden Reise, sondern im Zusammenhang mit der pdfVerkostung von zwölf Weinen, wie man sie meist nur von den Insel-Ferien her kennt. - Als Referentin konnte Präsident Dan Sennhauser die versierte Mallorca-Kennerin Kerstin Künzle von Globalwine in Zürich vorstellen.

Der Abend im Hotel Bern, der mit einem feinen, zum Wein (OM von Oliver Moragues, Algaida) passenden Braten abgeschlossen wurde, stiess auf grosses Interesse. 64 Weinfreundinnen und -freunde machten mit und nach dem 6., 7. Wein wurden die meisten richtig Fans der Provenienzen aus vorher weitgehend unbekannten Sorten der Islas Baleares. Dabei gab es aber im Publikum auch Stimmen, die sich den unbekannten Weinen nur mit Vorbehalten näherten. - Die überzeugende Referentin, Kerstin Künzle, wohnte vor bald zehn Jahren eine Zeitlang selber auf der Insel. So konnte sie aus dem Vollen schöpfen und stellte Gewächse vor, die wirklich spannend waren und zu gefallen wussten: „Das sind meine Babys“, kommentierte sie ihre Auswahl stolz.

Die beiden Mallorca DO: Binissalem und Plà i Llevant
Die Hompage winesfromspain.ch gibt trotz etwas veralteten Daten gut Auskunft über die beiden DO-Gebiete der Insel: Binissalem erhielt die erste Denominación de Origen (DO = Ursprungsbezeichnung) der Balearen im 1991. Benannt wurde sie nach der wichtigsten Stadt des Weinbaugebiets, die in der Mitte der Insel liegt. - Weiter wird dazu vermerkt: Die Weine besitzen dank der Verwendung einheimischer Rebsorten eine ausgeprägte Persönlichkeit und eine bemerkenswerte Qualität. Die moderneren Weine der Insel sind allerdings Cuvées von neu angepflanzten, sowohl einheimischen als auch ausländischen Rebsorten und können sich sehr gut behaupten.- Die DO Binissalem macht eine Fläche von über 600 ha aus. Die Weingüter und ihre Rebflächen (bis 220 m.ü.M, oft kalkhaltige Braunerde) gehören meist zusammen. Die Mehrheit dieser Ursprungsbezeichnung ist mit der roten Manto Negro bestockt. Die autochthone, weisse Prensal (Grundlage für Weiss- und Schaumweine) macht bei den weissen Rebsorten den grössten Anteil aus und wird auch Moll genannt. Weitere Sorten sind z.B. Cabernet-Sauvignon, Callet, Tempranillo, Monastrell, Syrah und Merlot, Macabeo, Parellada, Chardonnay plus weitere internationale sowie Moscatel. Dazu standen auch Weine mit Anteilen der Sorte Gargollasa, die noch nicht so lange angebaut wird, zur Degustation.

Mallorca 1

Die DO Plà i Llevant (Mallorquinisch für „Ebene und Ostküste“) hat diesen Status erst 2001 erhalten. Sie ist das Gebiet (über 300 ha) mit der grössten Weinbautradition Mallorcas. Es umfasst die zentrale und östliche Ebene der Insel und liegt auf rund 100 m.ü.M. Die optimalen Böden aus meist kalkhaltigem Felsgestein - so steht weiter geschrieben - bieten ein grosses Potenzial für die Bereitung bedeutender mediterraner Weine. Neben Winzern, die sich dem biologischen oder dem biodynamischen Weinbau verschrieben haben, sind es Önologen, die -Autorenweine- erzeugen, und auch traditionelle Weinkellereien in Familienbesitz. Im Gegensatz zur DO Binissalem, gibt es in Plà i LLevant eine richtige Vielzahl zugelassener Rebsorten, wodurch viele Bodegas die Möglichkeit haben, nach Lust und Laune zu experimentieren: Zu den zugelassenen weissen Sorten gehören Prensal Blanc, Moscatel, Macabeo, Parellada, Chardonnay. Bei den Roten sind es Callet, Fogoneu, Tempranillo, Manto Negro, Monastrell, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah u.a.m.

Mallorca 2

 

 

 

 

Assemblagen oder gemischter Satz?
Bei den verkosteten Weinen aus fünf bis sechs Sorten stellte sich die Frage, ob eine Assemblage, oder eine Kreation aus gemischtem Satz (gemeinsame Kelterung verschiedener Sorten) vorliegt. Ausgehend von Assemblagen sind hier jeweils talentierte Wein-Künstler am Werk gewesen. Beim Vergleich mit Bordeaux-Weinen, die meist aus drei, höchstens mal vier Sorten entstehen, scheint es dem Laien schwierig sechs Sorten zu mischen, dass dann das Resultat stimmt. Diese Gedanken sollen indessen der Qualität der verkosteten Tropfen keinen Abbruch tun.

Dazu hier ein kleiner Überblick, wie die verschiedenen Serien der Degustation (Weine von 18 bis über 30 Franken) kurz zusammengefasst werden können: Beim Start-Wein, dem Quiba, gefiel die feine Prensal-Nase und die Fruchtigkeit auf, die durch den herben Abgang etwas gestört wurde. Der OM Blanco (Bio) bot echten Trink-Spass, während der Chardonnay mit (zu) viel Holz etwas lange brauchte, bis er sich öffnete. Der erste Rote mit dem einheimischen Callet und drei internationalen Sorten zeigte eine schöne Farbe und war auch sonst ein guter Tropfen. Der Autocton mit nur einheimischen Sorten wirkte schon etwas fremd, hat aber vielen Mitgliedern gut gefallen. Der reinsortige AIA mit deutlichen vegetabilen Noten, vom Terroir her effektiv etwas bitterer als unsere Merlots, war in Anbetracht hiesiger Gewohnheiten eher schwer zu erfassen. Dagegen wirkte der sehr gute rote OM (Bio) trotz Jahrgang 2014, der dann auch zum Essen zu geniessen war, viel harmonischer und wird in den kommenden Jahren noch an Feinheiten zulegen. Der AN/2, eines der hierzulande sehr bekannten Gewächse, zeigte etwas wenig Farbe, trat aber elegant und überzeugend auf, wie man -Ferienweine- eben liebt. Dagegen wirkte die nächste Provenienz, der Obac von Binigrau, mit fantastischer Farbe, angenehmen Kaffee-Noten und pfeffrigem Ausdruck am Schluss etwas leicht. Das mit Jahrgang 2009 älteste (und mit 33 Franken teuerste) Gewächs des Abends (Callet, Grand Vinya son Caules) zeigte bereits eine etwas reduktive Farbe und wurde am Tisch nur mit -geht so- kommentiert. Der dagegen preisgünstige AVA Negre mit herrlicher Farbe, ansprechender Nase und schon reifen Tanninen gefiel mehrheitlich besser und kann als 14-er auch noch etwas zulegen. Beim letzten gut gereiften Wein, dem Veran, gab es auch von kritischer Seite nichts zu bemängeln. Höchstens die 15.5 Volumen-Prozente, die dem kräftigen dunkelroten Tropfen mit rassigen Noten von dunklen Beeren jedoch ein dichtes Gefüge und mit viel Schmelz eine bemerkenswerte Ausgewogenheit geben. - Wie immer: Je nach persönlicher Vorliebe kann selbstverständlich jeder Wein anders interpretiert werden.

Dank und Ausblick
Präsident Dan Sennhauser dankte der Referentin, die von den Anwesenden mit grossem Applaus verabschiedet wurde, für ihre interessanten Ausführungen und die gute Wein-Auswahl. Dann machte er im Zusammenhang mit dem neuen ANAV-Flyer auf die auch für die Berner Weinfreunde wichtige Mitgliederwerbung aufmerksam.
ANAV-Cup siehe Aktuell.