Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Bruno Zürcher

Ein aussergewöhnlicher Anlass war unsere Griechenland Degustation. Alle Weine wurden hier direkt aus Griechenland eingeflogen. 78 Weinfreunde besuchten die Degustation.

Referent: Konstantinos Lazarakis (einziger griechischer Master of Wine) übersetzt und ergänzt durch Thomas Vaterlaus (Mitarbeiter Vinum).  Ermöglicht wurde die Degustation durch Yorgos Papapanayotou, Vertreter der Aussenhandelskammer Griechenlands.

Seit etwa 5000 v. Chr. sind durch Züchtung aus wilden Reben 8000 bis 10'000 Rebsorten entstanden. Vielleicht sind es auch mehr oder auch weniger, je nach dem, was man als eigene Sorte zählt.  Von diesen sind etwa 2500 in den unterschiedlichen Ländern für die Weinproduktion zugelassen. Viele werden heute eher selten angebaut, und nur einige hundert Rebsorten sind von Bedeutung, nur wenige davon von überregionaler Wichtigkeit. Bei den Weissen z.B.: die Sorte Chardonnay und bei den Roten: Cabernet und Merlot. Diese Sorten sind natürlich auch in Griechenland bei den grossen Kellereien Boutari und Tsantali anzutreffen.

Unsere Degustation war ganz den einheimischen Reben gewidmet und meint damit Pflanzen, die in einer bestimmten Gegend entstanden oder lange heimisch sind und oft nur hier vorkommen. Der bei der Beschreibung von Rebsorten häufig verwendete Ausdruck „autochthon“ besagt im engeren Sinne, dass die Rebe nahezu ausschliesslich oder in überwiegendem Masse in einem bestimmten Gebiet traditionell angebaut wird. Autochthone Sorten bringen nämlich in vielen Fällen ausgesprochen individuelle Weine hervor. Eigenwillige, manchmal auch sperrige Typen. Manchmal nicht leicht einzuordnen, aber oft perfekt zum Essen passend.

Von den 113'000 ha Anbaufläche für Reben werden in Griechenland etwas mehr als die Hälfte für die Weinerzeugung genutzt, 10 Prozent entfallen auf den Tafeltraubenanbau und 30 Prozent dienen als Grundprodukt zur Erzeugung von Rosinen. Insgesamt gibt es etwa 180'000 Weinbauern, diese bewirt-schaften etwa einen Fünftel der landwirtschaftlich aktiven Betriebe des Landes. Im Schnitt bearbeitet ein Weinbauer nur wenig mehr als eine Hektare! Von insgesamt etwa 4.000.000 hl produziertem Wein gingen lediglich 290'000 hl, also knapp 7 Prozent in den Export.

Aufgefallen ist uns, dass von den 12 vorgestellten Weinen, 3 von der Insel Santorini stammen. Auf diesen Punkt angesprochen, erklärt uns Konstantinos Lazarakis das spezielle Terroir von Santorini, das weltweit gesehen einmalig ist. Geprägt vom Vulkan von Thera und dem ägäischen Meer. Die Böden sind vulkanisch und porös. Das mediterrane Inselklima besteht aus milden Wintern und kühlen Sommern. Zudem ist die Insel sehr wasserarm. Die Reben werden in sogenannten Körben (Kalathia) erzogen, was die Trauben vor zu intensiver Sonnenbestrahlung und starken Windböen schützt.

pdfFünf trockene Weissweine
Konstantinos Lazarakis stellte während seinen unterhaltsamen, in Englisch gehaltenen Ausführungen 12 Weine vor. Fünf trockene Weissweine, fünf Rotweine und 2 süsse Dessertweine. Der erste, Mantina Classic, 2011 aus der Rebsorte Moschofilero war im Stahltank ausgebaut, schöne Nase, kräftige Säure, aromatisch mit noch etwas Kohlensäure. Der zweite, San Gerassimo, 2011 aus der Rebsorte Robola, Zitronenaroma war etwas kräftiger, im Abgang etwas ölig. Er stammt aus einer Genossenschaftskellerei aus den Ionische Inseln. Der dritte Weisse, ein Assyrtiko Thalassitis, 2011 kommt von der Insel Santorini. Zitrusaromen, kräftige Säure, vielleicht etwas herber. Der vierte, Emphasis Assyrtiko,  2011 ähnlich im Gaumen, kommt aus Nord- griechenland und ist auch im  Stahltank ausgebaut. Der fünfte, Malagousia Epanaomi, 2011 hat eine sehr schöne Frucht, sehr rund und ist aus meiner Sicht der Beste. Die Domaine Gerovassiliou in der Nähe von Thessaloniki gibt es seit 1981.

pdfFünf Rotweine
Der erste Rotwein, Agiorgitiko Nemea 2007, 100% aus der Rebsorte Agiorgitiko ist etwa ein Jahr im französischen Barrique ausgebaut. Die Trauben kommen aus Neméa im nördlichen Peloponnes, purpurrote Farbe und fruchtige Nase, Sauerkirschen und weiche und feine Tannine mit geschmeidigem Abgang. Der zweite,  Agiorgitiko Microclima 2005, 100% Agiorgitiko ist 24 Monate in Barriques. Das 57 ha grosse Gut liegt auch bei Neméa und produziert biologische Weine. Schmeckt nach Gewürzen und Vanille. Voller ausgeglichener Abgang. Der dritte, Xinomavro Hedgehug 2008, 100% Xinomavro ist 9 Monate in Barriques kommt aus Amyndeon, Westmazedonien. Dunkles Rot, komplex, schmeckt nach Leder und Gewürzen. Säure und Holztöne sind ausgewogen. Der vierte Rote, Avaton Epanomi 2006, ist eine Assemblage, 40% Limnio, 30% Mavroudi, 30% Mavrotragano, 18 Monate in Barriques ausgereift. Dunkelrote Farbe, schmeckt nach Brombeeren, würzig, mit einer komplexen Struktur. Der fünfte, Mavtrotragano Cyclades 2008, auch 18 Monate in Barriques ausgebaut, kommt auch wieder aus Santorini. Ein sehr dunkler und dichter Wein.

Die Süssen
Der erste Süsswein, Muscat Rio Patras 2006, 100% Muscat kommt auch von Peleponnes. Er wird als Strohwein bezeichnet, erinnert mich aber eher an einen "Vin doux naturel" von Samos. Er ist von heller Farbe, hat eine kräftige Säure, nicht zu süss. Der zweite, Vinsanto Santorini 2004, 75% Assyrtiko, 25% Aldani wurde 24 Monate in Barriques ausgebaut und hat eine hellbraune Farbe, gute Säure und kräftiger Abgang.

Nach der Degustation gab es für einmal einen Griechischer Salat (Horiatiki), Souvlaki (Lammfleischspiesschen) mit Tzatziki und zum Dessert: Baklavas.  - Die Berner Weinfreunde erlebten einen hochinteressanten Abend und möchten neben den Referenten und dem Vertreter der Aussenhandelskammer auch Alicia Mettler und Thomas Vaterlaus für die Vorbereitung des Abends herzlich danken. Sie haben den 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine tolle Degustation-Broschüre mit allen Weinetiketten und informativen Zusatzdaten mitgebracht.

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