Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Berichte & Fotos

Bericht von Fritz Sahli

Die Durchführung des Sommeranlasses auf der Terrasse der Mensa der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen gehört bei den Berner Weinfreunden nun schon zu einer schönen Tradition. Präsident Dan Sennhauser konnte dazu am 15. August 50 Personen willkommen heissen. Dieses Mal liess die Chefin am Grill, Melanie Binggeli, fürs Essen in der Mensa aufdecken, da das Wetter nach einer hochsommerlichen Phase recht kühl und sehr windig war.

Das tat dem Ablauf des gemütlichen Anlasses mit guten Weinen aus dem Chablais keinen Abbruch. Zum Start gab es auf der Terrasse zu Butterzopf und Apéro-Häppchen zwei bodenständige, lagentypische Chasselas aus dem Keller von La Viticole Villeneuve zu verkosten. Ein frischer 2018-er, an dem man sofort Gefallen fand und ein schön ausgereifter Vielle Vigne 2017, der als Grand Cru alle Facetten des Ortes ausspielte. – Vorbereitet und durchgeführt haben den Sommeranlass die Vorstandsmitglieder Marianne Bätscher, Eva Streit und Pjotr Jost. Die versammelten Weinfreundinnen und –freunde verdankte ihren Einsatz mit grossem Applaus!

Vom Merlot Blanc und Johanniter zu kräftigen Rotweinen
Zum Start des ersten Teils mit Leckerbissen vom Grill gab es einen Blanc de Noir aus der Sorte Merlot (La Jouvence, 2018, 13 Vol-%, Bex/Hammel SA Rolle). Der Wein mit hellem Rosa-Ton zeigte sich aromatisch, aber keineswegs vergleichbar mit einem Tessiner Merlot Bianco. Als Blanc de Noir wird übrigens sonst meistens ein weisser Pinot Noir (Federweisser) bezeichnet. Der nächste Wein, ein ansprechender Johanniter, stammte aus Vionnaz VS, also von der andern Talseite des Waadtländer Chablais (2018, 13.5, Domaine Chappuis, Rivaz). Die pilzwiderstandsfähige (PIWI) Sorte wurde schon 1968 am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg (D) aus Riesling und Freiburg 589-54 (durch Selbstbefruchtung) gekreuzt und ist seit einigen Jahren vor allem in vielen Deutschschweizer Weinbau-Gebieten (z.B. in guter Qualität auch am Bielersee) zu finden, wo sie oft etwas Restzucker zeigt. - Die Weine wurden an diesem Anlass übrigens für einmal nicht detailliert vorgestellt. Deshalb erlaube ich mir zu jedem Tropfen eine eigene Meinung zu bilden, die alle Teilnehmenden selber mit ihren allfälligen Notizen vergleichen können.

2019 Sommeranlass ChablaisDer zur zweiten Kulinarik-Runde folgende Pinot Noir aus Ollon (Domaine Grange Volet, 2017, 14, Maison Badoux, Aigle) war sehr sortentypisch und trinkig, im Abgang jedoch trotz des hohen Alkoholgehalts etwas kurz. Und dann folgte mit Le Lézard Rouge aus Aigle (2017, 13.7, Maison Badoux, Aigle) eine äusserst gelungene Assemblage aus Pinot Noir und Garanoir. Der farblich perfekte Rote, der dank dem Pinot Noir nicht überladen wirkte, gehörte für mich zu den feinsten Tropfen des Abends, von dem man sich gerne noch ein weiteres Glas einschenken liess. Andere Teilnehmerinnen bevorzugten den Rubis Noir aus Ollon (2017, 13.5, Les Celliers du Chablais, Aigle). Dieser vollmundige, kraftvolle Wein ist mit Cabernet-Dominanz ein echtes Assemblage-Kunstwerk, das erst vor der Abfüllung entsteht. Rubis Noir wird aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Cabernet Jura, Gamaret, Garanoir und etwas Syrah kreiert! Wer sortenreine Provenienzen bevorzugt, dem ist natürlich eine Vereinigung von sechs Sorten schon etwas zu viel des Guten. Einen solchen Wein zum Rindfleisch-Spiess zu verkosten ist aber allemal ein Vergnügen, obwohl neben der tollen Farbe und Kraft die Feinheiten doch etwas zu kurz kommen. Der letzte Rote, der Merlot Lettres de Noblesse aus Yvorne (2016, 13, Maison Badoux, Aigle) fand viel Lob. Ganz persönlich war er für mich aber doch etwas zu lange in Barriques gewesen. Dazu hat dieser Wein, obwohl erst vor drei Jahren geerntet, schon etwas viel von seiner sicher damals kräftigen Merlot-Farbe verloren. – Zum Erdbeer-Dessert rundete ein Chasselas Doré (Les Solistes, 2017, 13, Celliers du Chablais) den gelungenen Sommeranlass gebührend ab. Der Wein in der 50cl-Flasche zeigte trotz angenehmer Süsse eine ausgleichende Chasselas-Herbe. Er lag ausserdem preislich ungefähr im Rahmen der ausgeschenkten Weine, die zumeist in der Preisspanne zwischen 14 und 20 Franken angesiedelt waren und nur vom Merlot mit 34 Franken überboten wurden. – Zum Schluss: Danke an alle, die sich fürs gute Gelingen des Abends einsetzen!

Nach swisswine.ch stehen in der Waadt 3‘775 ha Land unter Reben. Le Chablais ist nach der La Côte (1945) und dem Lavaux (830) mit 590 ha die 3. wichtigste Wein-Region des Kantons. Dabei dominieren hier – angeführt vom Chasselas – die weissen Rebsorten. Wie diesem Bericht entnommen werden kann, ist dagegen der Pinot Noir unter den roten Gewächsen längst nicht mehr die überall bevorzugte Sorte.