Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Bern - Über uns

Der Begriff «degustieren» bedeutet so viel wie probieren. Um nichts anderes handelt es sich auch. Bitte machen Sie daraus keine Wissenschaft. Wein trinken soll in erster Linie Freude machen.

Jeder kann ohne Vorwissen Wein probieren

Stellen Sie sich vor, Sie werden nach einem Essen gefragt, wie es Ihnen geschmeckt hat. Kein Mensch würde auf die Idee kommen mit «Weiss ich nicht. Dafür kenne ich mich zu wenig mit Essen aus» zu antworten. Genau so unvoreingenommen wie Sie äussern, ob Ihnen ein Essen schmeckt oder nicht, können und sollten Sie das auch mit Wein machen. Jeder kann Wein probieren und beurteilen. Warum auch nicht?Dennoch ist es hilfreich zu wissen, worauf man beim Wein probieren achten kann, um für sich selbst zu erkennen, warum ein Wein schmeckt, sich darüber mit anderen austauschen zu können und das nächste Mal beim Weinhändler zu wissen in welche Richtung man sich weiter durch die weite Welt der Weine probieren möchte. Ob einem ein Wein schmeckt oder nicht, hängt dabei von folgenden pdfKriterien ab:

Auge

Klingt erst einmal paradox, dass das Aussehen des Weines mit beeinflusst, ob Ihnen ein Wein schmeckt. In der Tat ist es aber so. Ein schön angerichtetes Essen schmeckt doch auch besser als eine lieblos auf den Teller geworfene Mahlzeit.

Achten Sie einmal darauf, ob ein Wein klar ist oder eher matt oder sogar trüb.

Dann sehen Sie sich die Farbtiefe an. Ein Wein der tiefrot oder kräftig goldgelb ist, macht doch schon im Auge einen besseren Eindruck, als ein Wein mit blasser, unscheinbarer Farbe.

Der Farbton ist ebenfalls wichtig. Er lässt Hinweise zu auf das Alter des Weines (je mehr es in Richtung Brauntöne geht, um so reifer ist z.B. ein Rotwein ) und auch auf die Art des Ausbaus.

Nase

Nachdem Sie sich den Wein bewusst auf Klarheit, Farbtiefe und Farbton angeschaut haben, nehmen Sie einmal eine kräftige Nase. Riechen Sie am Wein. Ist die Nase angenehm und reintönig, oder sind da auch störende Bestandteile drin?

Ist die Nase kräftig oder kaum wahrnehmbar?

Können Sie evtl. sogar bestimmte Früchte oder andere Gerüche assoziieren? Erinnert Sie die Nase eher an Früchte, an Blumen, Gemüse, Gewürze, Holz oder an einen Pferdestall (letzteres klingt eigentümlich, kommt aber in der Tat oft vor).

Ist das Geruchsspektrum eher langweilig oder vielfältig und spannend?

Wissen Sie, dass Weiss- und Rotweine teilweise verschiedene Aromen aufweisen?

All das bestimmt, ob der Geruch Ihnen angenehm vorkommt oder eher nicht. Es gibt Weine, die riechen nach nichts, andere sind dermassen angenehm und vielfältig, dass man ewig nur dran riechen möchte, andere wiederum haben eine geradezu abstossende Nase.

Um den Geruchseindruck zu verstärken, kann man das Glas in kreisenden Bewegungen bewegen, um die Innenwand des Glases komplett mit Wein zu benetzen. Wenn Sie Angst haben etwas zu verschütten, lassen Sie Ihr Glas einfach auf der Oberfläche der Tischplatte kreisen.

Im Mund

Nachdem Sie die Nase (hoffentlich) genossen haben, nehmen wir einen Schluck. Ruhig einen grossen, damit der Mund ausgefüllt ist. Was empfinden Sie jetzt?

Schmeckt der Wein neutral wie Wasser, oder haben Sie den Mund voll Wein?

Können Sie Süsse spüren?

Hat der Wein Kohlensäure (wie im Mineralwasser)?

Spüren Sie die Säure? Ist die Säure sauer? Oder geschmeidig und harmonisch? Ist die Säure kräftig oder eher flau?

Insbesondere bei Rotweinen spüren Sie evtl. die Gerbstoffe (Tannine). Bei jungen gerbstoffreichen Rotweinen erleben Sie Tannine dadurch, dass Ihre Zunge und Ihr Gaumen pelzig und taub werden. Gerbstoffe können grob oder fein sein. Vergleichen Sie einmal verschiedene Weine. Ich glaube, recht bald wissen Sie was ich damit meine.

Im Mund können Sie Bitterkeit spüren. Ein Wein kann alkoholisch (wie Branntwein) wirken.

Ich glaube, ein Wein schmeckt Ihnen dann, wenn alle Komponenten in einem angemessenen Verhältnis zueinander vorhanden sind. Nicht zu viel und nicht zu wenig Säure; nicht zu viel und nicht zu wenig Gerbstoffe usw. Wenn die «Mischung» stimmt, dann schmeckt Ihnen der Wein. Man spricht dann von einem ausgewogenen oder gut balancierten Wein.

Der berühmte Abgang

Vom Abgang ist immer wieder die Rede, wenn es um die Beurteilung von Wein geht. Man kann auch sagen «Länge» oder «Nachhaltigkeit».
Letzteres trifft es meiner Meinung nach am besten. Es geht einfach um die Frage, wie nachhaltig der Wein einen Eindruck im Mund (nicht im Hals) hinterlässt. Wie lange dauert es, bis die Wirkung der Aromen nachlässt und sich der Speichelfluss normalisiert. Den Abgang kann man in Sekunden messen. Die Spanne reicht von nicht vorhanden bis zu 10 oder 20 Sekunden. Je länger, desto bleibender das Erlebnis; um so besser ist der Wein.

Buchempfehlung zum Thema

Soweit ein paar erste Hinweise, worauf man beim Wein probieren achten kann, um Wein bewusster zu erleben. Es gibt ein wunderbares Büchlein von Kurt Giebel, in dem das näher und konkreter beschrieben ist, "Weine degustieren". Dieses Buch kann man wirklich empfehlen.