Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Schaffhausen - Berichte & Fotos

«Schaffhauser zu Schaffhauser Weinen bringen»

Wie immer mindestens eine halbe Stunde zu früh, treffen die ersten Weinfreunde und Weinfreundinnen im „Bistro la Résidence“ ein. 68 Teilnehmer und Teilnehmerinnen freuen sich auf interessante Ausführungen von Beat Hedinger, Geschäftsführer Schaffhauser Blauburgunderland und Weinfreund aus Wilchingen. Die Einladung klingt sehr vielversprechend.

Wie dies seit langem Tradition ist, wird nach der pünktlichen Begrüssung durch unseren Präsidenten Cornel Oertle, erstmal das Essen serviert. Das wohl um zu «bödelen», wenn man bedenkt, dass uns im Laufe des weiteren Abends 15 Weiss- und Rotweine kredenzt werden.

Das Essen wird in gewohnter Weise sehr zügig serviert und wir erfreuen uns an Tessiner Braten (Schweinshals im Speckmantel), Rosmarin-Jus, Kartoffelkroketten und Gemüsebouquet. Um uns weinmässig bereits einzustimmen, gibt es pro zwei Personen einen halben Liter Weiss- oder Rotwein zum Essen – diese schmecken schon ausgezeichnet und so können wir auf einen vielversprechenden Abend hoffen.

Nach dem vorzüglichen Essen schreiten wir nun zum Degustieren – aber, hallo – es wird uns nicht einfach gemacht. Sämtliche Weinflaschen sind in den uns bekannten schwarzen Strumpf gehüllt, das bedeutet: Es wird blind degustiert – für mich eine enorme Herausforderung. Beat Hedinger bekam vom Vorstand eine «carte blanche», das heisst, er war in der Weinauswahl gänzlich frei. Die fünf «Einschenker» machen sich mit den ersten drei Weinen ans Werk – nun darf munter darauf los geraten und getüftelt werden – man will sich ja schliesslich keine Blösse geben. Die vor uns liegende Weinliste ist leer – nur «Weiss» und «Rot» stehen darauf. In entspannter Atmosphäre wird darauf los diskutiert, einige Vermutungen dargelegt. Beat Hedinger lässt uns aber glücklicherweise nicht allzu lange «hangen», Stück für Stück wird aufgelöst. So verläuft die abwechslungsreiche Herbstdegustation weiter. Zwei von nicht wenigen Höhepunkten seien speziell erwähnt:

  • Uns wurden zwei als „Pflicht“ zwei Blauburgunderweine aus Klonversuchen des Schaffhauser Weinforums präsentiert. Der Einblick in die Werkstatt der Weinbranche und die Degustation von „Rohlingen“ – ein Privileg für uns Weinfreunde.
  • Als „Kür“ genossen wir den „Quintessenz“, Pinot Noir Gächlingen, 2015, der GVS Weinkellerei Schaffhausen. Er erhielt 2018 Gold an der Weinprämierung Mondial des Pinots sowie Gold am Grand Prix du Vin Suisse. An der Expovina wurde er ebenfalls mit Gold ausgezeichnet und war bei der Prämierung gar der am höchsten bewertete Schweizer Rotwein.

Zwischendurch erläutert Beat uns Allen sehr interessante Dinge – eigentlich genau so, wie es an einer Degustation sein sollte.

  • So erzählt er uns, dass er seit 16 Jahren im Blauburgunderland tätig sei und seit zehn Jahren auch für Schaffhauserland Tourismus zuständig. Wissenswertes Detail: Schaffhauserland Tourismus führt im Jahre ca. 1200 Führungen durch, was sehr beachtlich ist.
  • Im Jahr 2002 startete man mit dem Blauburgunderland und damit einigen Schwierigkeiten. Das Ziel war: Die Schaffhauser zum Schaffhauser Wein zu bringen.
  • Eine Anekdote aus alter Zeit: Vor 200 Jahren mussten Schaffhauser Frauen als Mitgift 100 Liter Wein mit in die Ehe bringen. Die Gemeinden Hallau und Guntmadingen (welches damals noch über Reben verfügte) waren sich ein wenig spinnefeind. Ein Hallauer Ehemann wurde nach der Hochzeit gefragt, wie der Wein seiner Guntmadinger Ehefrau schmecke. Seine Antwort im breiten Klettgauerdialekt lautete: «Jetzt waas ich, wieso da Mitgift haast!».
  • Beat erwähnt ein weiteres Bedauern: Seit sieben Jahren wurde eine Weinregion Bodensee aufgebaut und dies mit sehr viel Energie und Engagement. Leider ist mit dem Abgang der Leiterin dieses Projekt wohl gestorben.
  • Im Jahr 2018 hat es sehr viele und wunderschöne Trauben gegeben. Einige Rebbauern konnten sich nicht recht damit abfinden, dass die Mengenbeschränkung bei 900gr beim Blauburgunder und 1100gr beim Riesling-Silvaner geblieben sei.

Nach einer sehr abwechslungsreichen Degustation verdankte Cornel die Ausführungen von Beat Hedinger und überreicht ihm das druckfrische, 640-seitige Werk «Stein und Wein».


Die degustierten Weine:

Zum Nachtessen: Osterfinger Blauburgunder, Fam. Richli, Osterfingen

Weissweine

  • Rheinriesling, 2017, Aagne, Familie Gysel, Hallau
  • Hedinger Sauvignon blanc, 2017, Weingut Hedinger, Wilchingen
  • Rheinhalder Pinot blanc, 2016, Rebgut der Stadt Schaffhausen
  • Pinot Gris Hallau, 2017, DiVino SA, VOLG Weinkellerei Winterthur
  • Chardonnay, 2017, Weingut Lindenhof, Osterfingen

Rotweine:

  • Blauburgunder, Klon A.21.07, 2015, Ausbauversuch, SH Weinforum
  • Blauburgunder, Klon FAW 2-45, 2016, Ausbauversuch, SH Weinforum
  • Pinot Noir, Graf von Spiegelberg, 2013, Weinkellerei Rahm, Hallau
  • Pinot Noir, Stein a.Rh., Auslese, 2016, Weingut Florin, Stein am Rhein
  • Dichterwii, Pinot-Noir-Spätlese, 2016, Rötiberg-Kellerei, Wilchingen
  • Quintessenz, Pinot Noir Gächlingen, 2015, GVS Weinkellerei SH
  • Cuvée Trottefüür, 2015, Fam. Richli, Hirschen Osterfingen (Pinot Noir, Cabernet, Merlot)
  • Weingut Stoll, Cabernet-Malbec, 2014, Cl. U. Chr. Stoll, Osterfingen (Cabernet, Malbec)
  • 8 Rot, Family Reserve, 2015, Th. u. Mar. Stamm, Weinstamm, Thayngen (Pinot Noir, Merlot)


22.11.18 / Yvonne Birkner

Bildeindrücke der Herbstdegustation. Für Vergrösserung und Album Click auf die Foto bitte!