Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Schaffhausen - Berichte & Fotos

Weinperlen dies- und jenseits der Grenze

Vierundvierzig Maiwanderungsteilnehmende treffen sich um 08:40 bei der Postauto-Station „Hallau-Brugg“. Nach ganz kurzem Fussmarsch treffen wir bei unserem Kellermeister Michael Regli ein. Wir werden wahlweise mit Kaffee oder einem feinen Regli-Weisswein, Riesling-Sylvaner, Goldspross 2015 aus Hallau, begrüsst. Nach so einem aufstellenden Willkommenstrunk und den weiteren Informationen von unserem Reiseleiter Peter Bührer, machen wir uns beschwingt zum Aufstieg zum Weingut „Wilchinger Bergwy“.


Wir wandern stufenweise durch die bereits schön gepflegten Rebberge und erreichen nach 3,5 km unseren Apéro Ort bei Beat und Tabitha Hallauer. Die Damen des Hauses (Ehefrau plus drei Töchter) nehmen uns in Empfang, da der Herr des Hauses zum Spritzen gehen musste, da Regen für den Nachmittag angesagt ist. Hallauers bewirtschaften 8 ha Reben, wobei sie zur Hälfte ihnen gehören, die andern 4 ha haben sie in Pacht. Neben dem Weinbau betreibt die Familie auch noch Viehzucht: sie haben aktuell 45 Kälber und im ehemaligen Munistall ist jetzt neu ein Festsääli für bis zu 100 Leuten ausgebaut worden. Der 1. Wein im Glas ist ein Riesling-Sylvaner, 2017, mit Namen Bergwy, ausgebaut von Paul Gasser, Ellikon. Der 2. Wein ist ein, ebenfalls von Paul Gasser, Ellikon ausgebaut, lieblicher Blanc de Noir, Jahrgang 2017. Als Abschluss dieses Apéros, der in der sehr gemütlichen Reblaube serviert wird, kriegen wir einen Pinot Noir, Bergwy, Jahrgang 2016. Dieser Wein wird bei Markus Hedinger, Wilchingen ausgebaut.
Verfrüht machen wir uns auf den Spaziergang durch Wald und Reben Richtung Trasadingen. Der 2,5 km lange Weg wird durch die Wanderer sehr flott angegangen, so dass wir eine ganze halbe  Stunde zu früh bei unserer Mittagsrast im „Fasstastischen Haus“ von Moni und Andreas Rüedi ankommen. Völlig überrascht, aber sehr flexibel auf die Situation reagierend, werden wir sogleich in den Garten gebeten, wo wir zur Apéro-Degustation Platz nehmen können. Rüedis sind jetzt in der 7. Saison ihrer Fassübernachtungen und dieses Geschäft floriert nach wie vor sehr zufriedenstellend. Rüedis besitzen 6 ha Reben und sind im Moment am Verlesen. Ihre Traubensorten sind zu 2/3 Blauburgunder, sonst noch Kerner, Johanniter, Solaris, Cabernet Jura. Auch sie lassen bei Paul Gasser, Ellikon ausbauen. 1,5 ha von ihrem Rebberg wird in Bio Qualität angebaut (Knospenbio). Der Johanniter ist eine junge Züchtung, das Problem sei der echte Mehltau, erklärt uns Ruedi – sie müssten (und dürften) 3 x spritzen pro Saison. Das Spritzen sei mehrheitlich aus dem Grund der Schutzschichtbil-dung – das Spritzmittel gehe auf die Pflanze und dringe nicht in sie ein.
Die Degustation beginnt mit dem Bio-Johanniter, Jahrgang 2016, Gassers Edition. Der 2. Wein ist ein Solaris, Osterfinger Trauben, von Tappolet in Unterneuhaus und vom Lindenhof ausgebaut. Die Rebarbeit machen die vom Lindenhof, da die Rüedis mit der „Hotellerie“ ihr Hauptgeschäft betreiben. Der Solaris ist verwandt mit dem Johanniter. Das Ziel wäre: auf 105 bis 110 Grad Oechsle zu kommen. Das Problem beim Solaris: der Wespenfrass. Rüedis besitzen 50 Aren Solaris. Nach der Degu werden wir zum Innenraum gebeten, in dem auch das Mittagessen serviert wird. Zum Essen wird (je 2,5 dl/pP) ein Kerner oder/und ein Cabernet Jura, Jahrgang 2015 gereicht. Was für Trauben sich ausser dem Cabernet noch im Wein befinden, ist und bleibt (leider) ein Geheimnis – der Wein kommt auf 90 Grad Oechsle – er ist noch ein wenig jung, verspricht aber viel. Zu essen gibt es ein ausgezeichnetes Wysüppli, Filet im Fleischkäse mit Kartoffelsalat.
Kurz vor 15 Uhr verlassen wir Rüedis und begeben uns auf den grenzüber-schreitenden Weg nach Erzingen (D). Nach ca. 1 km gemütlichen und schönen Spaziergang erreichen wir das Weingut und die Schokoladenboutique von Lorenz und Corinne Keller in Erzingen. Wir werden von der Schwiegermutter, Frau Weissberger, sehr freundlich empfangen. Sie zeigt uns den neuen Betrieb und stellt uns ihr Weingut vor Sie erläutert uns einige interessante Dinge und Yvonne Birkner lässt noch ihren letzten Weinsinnspruch für heute vom Stapel.

  • Im Barrique spontan Gärung: ca. 100 Tage
  • Cuvée Brut wird im Champagnerverfahren hergestellt; klassische Flaschengärung. Das Cuvée beinhaltet Weissburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Pinot Noir
  • Sie haben 14 ha Reben, die Region 35 ha
  • In der BRD gibt es 13 Weinregionen, Erzingen gehört zur Region Bodenseekreis
  • Im Barrique liegt der Wein 5-6 Jahre.

Im 400-jährigen Gewölbekeller (er wurde von der eigenen Familie grösstenteils ausgehöhlt), welcher für 60 Personen für Degus und für 50 Personen zum Essen eingerichtet ist, werden anschliessend diverse Weine mit dazu passender Schokolade gereicht.

Der 1. Wein: Müller Thurgau, 2017, Muskat, junger, spritziger Wein. Die weisse Bruchschokolade dazu beinhaltet Aprikosen, Pistazien, Muskateller und weitere Bestandteile.
Der 2. Wein ist ein Blanc de Noir, 2017, dieser wird am selben Tag wie er gelesen wird, auch gepresst. Dazu gibt es eine Trüffel Blanc de Noir mit 65% Kakao und weisser Schokolade.
Der 3. Wein, Jahrgang 2016 ist ein Spätburgunder aus dem Eichenfass, namens Zeitreise (zu die Begrifflichkeiten: zeitzeuge, zeitnah, zeitreise, zeitlos - es läuft im Moment ein Verfahren zum Namenschutzrechtes). Die Bruchschokolade dazu: 80% Kakao, Nüsse (Wal-Hasel-Mandeln und Cranberrys).
Der 4. Wein: Leopold hoch Zwei, 2016, besteht aus Zweigelt und Blaufränkisch (Lemberger), Die passende Trüffel dazu: schwarze Johannisbeere und Milchschokolade.
5. Wein: Ungewohnt Rot, 2016. Die Pralinen dazu aus: Chili, 65& Kakao, Koriander, Wein Ungewohnt rot.

Kulinarisch und gaumenmässig bestens versorgt, machen wir uns auf zum nahen Bahnhof und treten den Nachhauseweg an.
„Ich bin auch schon alt, kann nicht mehr alles bringen – aber was ich bringe ist 100%-ig“

Yvonne Birkner

Bildeindrücke der Maientour. Für Vergrösserung und Album Click auf die Foto bitte!