Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Schaffhausen - Berichte & Fotos

Gaumenfreuden mit durchwegs überzeugenden Köstlichkeiten

Gleich zweimal haben die Schaffhauser Weinfreunde die Insel Mallorca besucht. Der Andrang konnte mit einer Reisegruppe nicht bewältig werden. Und es hat sich gelohnt: Interessante Weinproduzenten, feine Weine und mallorquinische Köstlichkeiten haben die begeisterten Teilnehmenden erwartet.

Nach der reibungslosen Abfertigung auf dem Flughafen stimmen sich die 29 Teilnehmenden mit einem Glas Wein – was denn sonst – auf die fünftägige Weinreise ein. Nach rund eineinhalb Stunden Flugzeit nimmt uns Kerstin Künzle, unsere Reiseleitung der nächsten Tage, in Palma de Mallorca in Empfang und geleitet uns zum Hotel "HM Jaime III" in Palma. Der erste Höhepunkt erwartet uns in Form des ersten Abendessens auf der Insel. Im historischen, eleganten Weinkeller "Sa Torre" in Santa Eugenia, geniessen wir ein vorzügliches Mahl mit beispielsweise Linseneintopf mit gebratener Entenleber oder gefülltem Hähnchen mit Pflaumen und Pilzen. Die exquisite, bodenständige, mediterrane Küche lässt für die nächsten Tage nur Gutes ahnen.

Wechselvolle Weingeschichte

Klimatologisch und bodenkundlich sind die Bedingungen für Wein auf der Insel mehr als gut. Die Berge der Tramuntana schützen vor kalten Nordwinden. Trockene Sommer, kurze, nicht zu kalte Winter und kalkreiche Böden schaffen ein günstiges Mikroklima. Im Jahre 123 vor Christus brachten die Römer das Know-how für den Weinbau mit. Ob dieser Wein für heutige Geschmacksnerven geniessbar wäre, bleibe dahingestellt. Die Römer tranken den Wein mit Wasser verdünnt. Die germanische Sitte, Wein pur zu trinken, bezeichneten sie als barbarisch. An der  Qualitätssteigerung der Trauben waren die Mauren massgeblich beteiligt. Die Christen fanden bei deren Vertreibung im 13. Jahrhundert Trauben von hervorragender Qualität vor. Die Weinproduktion auf Mallorca bekam wieder neuen Aufschwung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollen jährlich 335'000 Hektoliter produziert worden sein – heute sind es rund 40'000. Die Reblaus zerstörte in der Mitte des Jahrhunderts die Weinberge von Frankreich, Portugal, Italien, Deutschland und der Schweiz. Mallorquiner war wieder gefragt – die Produktion wurde derart gepuscht (1891 wurden 50'000 Hektoliter exportiert), dass die Qualität darunter litt. Schliesslich erreichte die Reblausplage auch die Insel. Statt Reben wurden grosse Mengen Mandelbäume angepflanzt. In den 70er Jahren wurde der Weinbau wieder langsam aufgebaut. Ab den 90er Jahren gab es trinkbare Weine für den Export, die allerdings den Ruf als "Schädelbrecher" hatten.
Die heutigen Hauptsorten sind Manto Negro, Callet und Prensal Blanc, der auch Moll genannt wird. Es existieren rund 70 Weingüter auf der Insel. Von den 800'000 Einwohnern lebt die Hälfte in Palma.

Angenehmer Empfang auf den Gütern

Am Vormittag des zweiten Tagesbesuchen entdecken wir die Weingüter "Binigual", wo wir auch das Dorf für die Angestellten des Weingutes besichtigen, und "AVA" in Binissalem. An beiden Orten werden wir sympathisch empfangen und geniessen sehr gute Weine, während wir dazu kleine mallorquinische Köstlichkeiten knabbern. In Caimari im Hexenhaus "Ca Na Toneta" verwöhnen uns die beiden Schwestern Maria und Teresa mit einem aussergewöhnlichen Fünf-Gänge-Festtagsmenu mit inseltypischen Cocas (Hefeteigböden) mit Sardinen oder Makrele mit Apfelmus. Am nächsten Morgen erwartet uns eine Stadtführerin, die uns mit Stadtplänen und "Hörapparätli" versorgt. Unter ihrer kundigen Führung verbringen wir zwei lehrreiche Stunden. Gegen Mittag begeben sich einige von uns zum Hafen für eine lohnenswerte Hafenrundfahrt mit einem kleinen Schiff der "Cruceros Marco Polo". Am späteren Nachmittag besuchen wir das Weingut "Binigrau" in Biniali von Miguel Battle. Er ist ein innovativer Typ, der gute Weine herstellt, wie wir bei der Degustation feststellen. Nach kurzer Fahrt erreichen wir in Santa Maria das Restaurant "Moli es Torrent", wo uns eine schöne Ambiance und ein hervorragendes Drei-Gang-Menu erwartet.

Eng, aber herzlich

Tags darauf geht’s zu den Weingütern "Miquel Oliver" in Petra und "Miquel Gelabert" in Manacor. Hier stehen wieder Besuch der Keller und Degustationen an. Bei Miquel Gelabert finden wir enge Platzverhältnisse vor, dies gleicht er aber durch seine Herzlichkeit und Offenheit wieder aus. Im Restaurant "Joan Marc" in Inca geniessen wir das "menú de tast 6 platos", eine moderne Interpretation von rustikalen, mallorquinischen Rezepten. Der freie späte Nachmittag und Abend wird für Shoppingtouren oder Spaziergänge entlang der Küste genutzt. Am letzten Tag steht zuerst der Besuch des Weinproduzenten "Tianna Negre" in Binissalem mit Besichtigung und Degustation auf dem Programm. Ihre Philosophie ist es, den Wein hauptsächlich mit einheimischen Rebsorten herzustellen. Anschliessend geht’s weiter zum Weingut "Binicomprat" zu Oliver Moragues in Algaida. Hier wird mit Respekt für Natur und Umwelt das mallorquinische Erbe, seine Kultur und Tradition gepflegt. Qualität kommt vor Quantität. Zum krönenden Abschluss wird uns nach diversen kleinen Vorspeisen eine hausgemachte Paella serviert. Wohlgenährt und gut gelaunt begeben wir uns zum Flughafen und landen nach der vom Präsidentenpaar Cornel und Ursi Oertle toll organisierten Weinreise wieder in der Schweiz.

Yvonne Birkner

Zur vollständigen Info finden Sie pdfhier unser Reiseprogramm ...

... und einige Bilder der ersten Reise (08.-12.04.17), ein Click auf Foto für Fotoalbum und Vergrösserung genügt!


... sowie einige Bilder der zweiten Reise (19.-23.04.17), ein Click auf Foto für Fotoalbum und Vergrösserung genügt!