Schweizerische Vereinigung der Weinfreunde

(ANAV)

 

Sektion Weingilde Gallus - Berichte & Fotos

 

pdfPräsentation von MARTIN WIEDERKEHR

Bei eisiger Kälte fanden am 25. Februar 2023 zum Thema «Neuzüchtungen- PIWI und weitere» über 60 Mitglieder und Gäste den Weg ins Hotel zur Linde in Teufen. Mit einem quirligen, leicht süsslichen Muscaris aus der Weinkellerei Stamm, SH werden wir empfangen. Der heisse Appenzeller Käsekuchen mundet wunderbar dazu.

Muscaris 2020: leicht süsslich, leichte Bittermandel im Gaumen. Kreuzung: Solaris x gelber Muskateller

Nachdem alle ihren Platz eingenommen haben, zaubert die Menükarte bei den meisten ein Lächeln ins Gesicht. «Glücklich ist, wer verfrisst, was sonst zu versteuern ist». Unser Gildenmeister Franz Bertsch begrüsst alle Anwesenden. Er begrüsst auch unseren Referenten, Martin Wiederkehr, Präsident des BDW seit 2020. Martin ist seit 28 Jahren Weinmagister der Sektion Ufenau und startet in den Abend, indem er das Weinbauzentrum Wädenswil als Kompetenzzentrum für die Deutschschweiz vorstellt.

Was ist PIWI – was sind PIWI-Sorten?

In den letzten gut 15 Jahren wird intensiv geforscht in Sachen Pilzwiderstandsfähigkeit. PIWI gibt es seit 100 Jahren genannt Direktträger, Hybrid, interspezifische Rebsorten oder robuste Sorten.

Heute steht PIWI für neu, innovativ, robust und ansprechend. Diese Sorten weisen in der Regel eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten auf. Somit verringert sich der Einsatz von Pflanzenschutz erheblich. Dies ist eine gesunde und nachhaltige Ergänzung zu unseren traditionellen Rebsorten. PIWIs sind in der Regel Kreuzungen. Für eine Kreuzung, z.B. Divico werden bis 50 Kreuzungs-Partner verwendet.

Zitat A. Meier: mit dem Auftreten von Oidium, Reblaus und Peronospora versuchte man die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Reben mit der guten Weinqualität, Fruchtbarkeit und Kalkverträglichkeit der europäischen Reben durch Kreuzungszüchtung zu vereinen.

Warum gibt es PIWI-Sorten

Auf der Unternehmerseite: Steigerung der Wertschöpfung, Reduktion der Kosten, Erreichung des Nachhaltigkeitszieles.

Auf der staatlichen Seite ist die Reduktion des Pflanzenschutzes im Rebbau gefordert. Weniger Pflanzenschutz heisst weniger Belastung der Gewässer und Umwelt.

In einigen Grafiken zeigt Martin die Weinbaufläche der robusten Sorten in der Schweiz. Sie betragen erst 2.5% also ca. 370 ha. Die Entwicklung der robusten Rebsorten ist steigend, wie auch fallend was eine Sorten-Statistik zeigt. Ein Kommentar aus der Luzerner Zeitung zeigt auf, dass es 85 ha Rebfläche, 55 Betriebe, 58 Sorten, 55% weisse Sorten, 16% Bio und 38% PIWI-Sorten sind. Weiter empfiehlt Martin, dass eine PIWI-Vermarktung immer über die Gastronomie ablaufen sollte und wohlklingende Namen mit schönen Etiketten eher zum Kauf animieren.

PIWI-Weine weisen oft einen sog «Fox-Ton» auf. Dies ist eine geschmackliche Eigenart bestimmter amerikanischen Reben und den daraus gekelterten Wein, die nach europäischem Geschmack meist negativ zu verstehen ist. In Japan wir er als angenehm empfunden. Auch der oft verwendet Begriff «Hybridton» ist eher irreführend, da bei weitem nicht alle Hybriden diesen Ton aufweisen. Was wir am heutigen Abend feststellen konnten.

Zusammenfassend sind robuste Rebsorten mit einer hohen Resistenz gegen echten und falschen Mehltau und/oder Botrytis ausgestattet. Sie reduzieren den Einsatz von PSM um 60-90%. Können den Kupferverbrauch um 21-61% reduzieren und pro Jahr könnten bis 65 Arbeitsstunden eingespart werden. Also auf zu Neuem – geniessen und versuchen wir PIWI-Weine.

Das Hotel zur Linde begeisterte mit feinem Essen

1. Vorspeise: Mostbröckli Carpaccio mit Appenzeller Käse, Baumnüssen, Olivenöl und Salatbouquet

Weinbegleitung

Johanniter 2022«Helewie», Weinhaus Wetli, feine Zitrusaromatik mit guter Struktur

Donau-Riesling 2021, Weinhaus Wetli, klar, intensives Gelb, frisch, fruchtig, exotisch nach Mango. Säure prägnant, mineralischer Charakter

Souvigier gris, Fassprobe 2022, Dreistand Weinbauzentrum Wädenswil, intensive Farbe wie «Walliser Nase», reife Linde, Pfirsich, Antrunk süsslich und füllig, Restzucker und mehr Säure, guter Körper (Züchtung 1983)

2. Vorspeise: Cannelloni gefüllt mit Spinat

Weinbegleitung

Sauvignac 2021, Weinhaus Azienda Mondo TI, goldgelbe Farbe, braucht etwas Luft, nussig, reif, gute Länge im Gaumen, gute Säure

Regent 2020, Weinhaus Diorso, Truttmann Wallis, dunkelrot mit orangem Wasserrand, fruchtig, Chriesi, reduktive Röstaromen nur im Gaumen, Gerbstoffe

Hauptgang:  Hausgemachter Hackbraten, Kartoffelgratin und Mischgemüse

Weinbegleitung

Pinot nova, 2018, Weinhaus Johann Gisperg, A, dichte Farbe, typisch wie «Pinot/Merlot-Nase», reife Erdbeere, elegant, lang anhaltend

Divico, Fassprobe 2022, Dreistand Weinbauzentrum Wädenswil, violette Farbe, Barrique, fruchtig, Chriesi, Sauerkirsch, Würze, Röstaromen, lagerfähig

Cabernet Cortis, 2018, Weingut Stegeler, bräunliche Farbnote, heller Orangeton am Wasserrand, reife Note, Pflaume, Leder, rauchig. Im Gaumen Röstaromatik gekochte Randen, Gerbstoff/Säure ausgewogen

Appenzeller Dessertbuffet, welches keine Wünsche offen lässt

Weinbegleitung

Solaris, 2018, Weingut Klosterkellerkellerei Einsiedeln. Solaris ist eine der ersten Trauben, die meist mit hohen Oechsle (100 Oechsle) geerntet werden. Blassgelb in der Farbe, blumig, wenig Frucht, Quitten, reife Seite im Gaumen, petrolig, cognacähnlich. Super mit Biber, eher bitter mit Käse

Weinkommentare von Martin Wiederkehr

Die weissen PIWI-Weine sind weiter als die Roten. Mit diesen Worten beendet Martin Wiederkehr seinen spannenden Vortrag.

Grosser Applaus. Kaspar Wetli bedankt sich bei Martin für die tollen Ausführungen.

Pünktlich, wie im Programm angekündigt, beendet unser Gildenmeister Franz den Abend und bedankt sich bei Martin Wiederkehr sowie bei Kaspar Wetli für die tolle Organisation. Alles wird mit einem grossen Applaus aus dem Publikum verdankt.

Und wieder ist ein sehr gelungener Gilden-Abend zu Ende.        Danke an Alle

Bericht/Fotos: Othmar und Cornelia Krapf-Rütimann