Ankunft in Burgund
Die alljährliche Weinreise der Weingilde Gallus führte in diesem Jahr für vier Tage ins malerische Burgund, genauer gesagt in die Region um das charmante Städtchen Beaune. 40 Weinfreundinnen und Weinfreunde versammelten sich bereits früh morgens um 4:00 Uhr in Berneck, um pünktlich um 4:30 Uhr die Reise zu beginnen. Die Fahrt verlief problemlos und führte über Zürich, Basel, Mulhouse und Dijon, bevor die Gruppe in Fixin zum Mittagessen eintraf.
Auf einem Rastplatz während der Fahrt gab es eine erfrischende Pause, bei der Simon und Erika wie immer einen Wein, diesmal eine hervorragende Cuvée Chardonnay/Sauvignon Blanc von der Cave du Chavalard, offerierten. Dazu servierten Christian und Zakia liebevoll zubereitete Brötchen. Ein großes Dankeschön gebührte den vier Gastgebern für diesen gelungenen Auftakt.
In Fixin, im Herzen der burgundischen Weinberge, erwartete die Gruppe ein vorzügliches Drei-Gänge-Menü im Restaurant «Au Clos Napoléon», begleitet von erlesenen Weinen aus lokaler Produktion, fachkundig präsentiert von einem Sommelier. Nach dem Essen folgte eine kurze Fahrt nach Gevrey-Chambertin zur Weindegustation beim Winzer Philipp Leclerc. Diese Degustation hinterließ allerdings gemischte Gefühle, da die Menge des eingeschenkten Weins kaum ausreichte, um einen Eindruck zu gewinnen.
Am Nachmittag führte der ortskundige Pascal Wagner, der die Gruppe während drei Tagen begleiten wird, durch die malerische Landschaft der Côte d’Or. In Beaune angekommen, bezogen die Weinfreunde ihre Zimmer im «Hotel De la Paix». Der Abend stand zur freien Verfügung, doch die Versuchungen der örtlichen Speisekarten waren für viele zu groß, um nur eine Kleinigkeit zu essen.
Der erste Tag endete mit einem ambivalenten Eindruck des Burgunds: Die Region schien stolz und fast überheblich in Sachen Wein, als ob nur hier wahre Weinexpertise zu finden wäre. Doch dieser erste Eindruck sollte sich an den kommenden Tagen grundlegend ändern.
Senf und Spitzenweine
Am zweiten Tag startete die Gruppe mit einem Besuch der «Moutarderie Fallot» in Beaune, einer traditionsreichen Senffabrik. Hier erfuhren sie überraschenderweise, dass die berühmte „Moutarde de Dijon“ nie in Dijon hergestellt wird – es gibt da keine Senffabrik. Der Besuch endete mit einer ausgiebigen Einkaufsmöglichkeit, bevor es weiter nach Nuits St. Georges ging, um zwei renommierte Weingüter zu besuchen. Aufgrund der Gruppengröße musste man sich aufteilen: Die eine Hälfte besuchte die «Domaine Faiveley», die andere die «Domaine Marchand-Tawse». Beide Gruppen waren beeindruckt von den Führungen und der köstlichen Degustation, auch wenn die hohen Preise der Weine manche der Reisenden ins Grübeln brachten. Ein Vergleich mit den heimischen Schweizer Weinen wurde immer wieder angestellt. Überhaupt dürfen viele Weinpreise als exorbitant bezeichnet werden und übertreffen gar manches Budget.
Das Mittagessen im «Bistro Olivier Leflaive» war eine besondere Gaumenfreude, begleitet von Weißweinen, die zu den besten des Burgunds zählen. Eine wichtige Lektion des Tages: Im Burgund dominieren Chardonnay und Pinot Noir, und wer in dieser Region nach anderen Rebsorten fragt, entlarvt sich schnell als Laie. Ein weiterer Höhepunkt des Tages war die Besichtigung des historischen «Hôtel-Dieu des Hospices Civils de Beaune», das einen tiefen Einblick in die medizinische Versorgung der Armen im Mittelalter bot.
Handwerk und Weinkultur
Der dritte Tag stand im Zeichen der Küferei. Bei einem Besuch der Küferei «Art du Tonneau» erfuhr die Gruppe alles über die Herstellung burgundischer Weinfässer. Fragen zum Barrique blieben unbeantwortet und ins Bordeaux verwiesen, hier im Burgund ist die Rede von Piece! In einem interaktiven Workshop traten sie in Kleingruppen gegeneinander an, um selbst Fässer zusammenzusetzen – ein unterhaltsames und lehrreiches Erlebnis.
Nach einem schmackhaften Mittagessen im Restaurant «La Cremaillere» in Auxey-Duresses folgte eine Betriebsführung und Weinverkostung auf dem Weingut «Domaine Douhairet Porcheret» in Monthelie. Hier wurden die Herausforderungen des aktuellen Weinjahres thematisiert, das durch anhaltende Nässe die Ernteaussichten stark beeinträchtigt.
Den Abschluss des Tages bildete ein ausgezeichnetes Abendessen im Restaurant «Les Hautes de Meursault», natürlich begleitet von erstklassigen Weinen mit Fachkommentar des Winzers. Die am ersten Tag gemachten schalen Eindrücke waren zwischenzeitlich vollumfänglich verflogen.
Grosse Gala, Abschied und Heimreise
Am vierten und letzten Tag stand das Kofferpacken an, doch vorher führte die Reise zum berühmten «Château Clos de Vougeot». Dieses beeindruckende Schloss, ursprünglich ein Kloster aus dem 12. Jahrhundert, ist heute ein Symbol für die lange Weinbautradition Burgunds. Die Weingilde genoss ein Gala-Déjeuner im Zisterzienserkeller des Schlosses, begleitet von erlesenen Weinen, die alle das prestigeträchtige „Tasteviné“-Siegel trugen. In feierlicher Kleidung und dem Tragen des persönlichen Orden der Weingilde schloss die Reise mit einem unvergesslichen Höhepunkt.
Der beeindruckende Raum bot denn auch die richtige Kulisse, dem Organisator und 1. Weinmagister Kaspar Wetli und seiner Frau Susanne den Dank für all die geschenkten Erlebnisse auszusprechen.
Die Rückreise verlief zügig und problemlos, und alle kehrten mit vielen Eindrücken und neuen Weinerfahrungen nach Hause zurück.
Fazit
Die Weinreise der Weingilde Gallus nach Burgund bot eine eindrucksvolle Mischung aus kulturellen Erlebnissen, kulinarischen Höhepunkten und spannenden Weinentdeckungen. Obwohl der erste Tag einige skeptische Reaktionen hervorrief, wandelte sich das Bild des Burgunds im Laufe der Reise. Die Region zeigte sich in ihrer ganzen Vielfalt und ihrem Reichtum – nicht nur an Wein, sondern auch an Geschichte, Handwerk und Gastfreundschaft. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kehrten mit vielen neuen Eindrücken und einem erweiterten Verständnis für die burgundische Wein- und Esskultur nach Hause zurück.
Bericht: Charles Martignoni Bilder: Stefan Schreiber